Die Überfahrt von den Azoren zum
Festland gestaltete sich mal wieder völlig anders als geplant.
Gehofft hatten wir, dass wir nach ca. 11 Tagen in Cameret sur Mer bei
Brest sein würden, als Alternative könnten wir auch nach La Coruna
(knapp 850 sm, 9 Tage). Aber es kam anders. Unter Motor sind wir aus
dem Flautenloch von Sao Miguele, um dann bei Nord-West-Wind (60°/10
kn) mit 2,5 kn Geschwindigkeit nach Norden zu segeln. Nach 2 Tagen
drehte der Wind auf 20°, so dass wir Richtung Ost segelten, eine
Nacht hatten wir gar keinen Wind, also motoren. Unsere Etmale lagen
durchschnittlich bei 70 bis 80 Seemeilen pro Tag. Die Tage vergingen
und wir wollten an Land. Da man nicht nach Norden und schon gar nicht
nach Nordosten segeln konnte, beschlossen wir La Coruna anzulaufen.
250 Seemeilen vor unserem Ziel kam der Wind wieder aus 60°, also war
Kreuzen angesagt, 2 Tage lang. Mit jeweils 50 Seemeilen am Tag
näherten wir uns unserem Ziel. Gedanklich waren wir schon bei
unserer Ankunft, da änderte sich der Wind erneut. 130 Seemeilen vor
La Coruna frischte es auf 25 Knoten auf. Kompasskurs 90°, aber uns
versetzte es mit 130° nach Süden, unterstützt durch den starken
Portugalstrom. Bei einer Wende konnten wir am Kompasskurs 350°
anliegen, aber der Versatz führte zu einem Kurs über Grund von
320°, also die Richtung, aus der wir schon gekommen sind. Das war es
dann auch mit dem Kreuzen. Motoren hatte bei dem Wind und der Welle
auch keinen Zweck, also 2. Reff ins Großsegel gebunden, kleine Fock
und möglichst langsam gegenan. Das ging 2 Tage so, in der Nacht
hatten wir sogar bis zu 30 kn Wind, die Wellen wurden immer höher
und regelmäßig gab es Salzwasserduschen. Einmal war sogar das
gesamte Cockpit voll Wasser. Es war anstrengend, es war
unkomfortabel, aber es war nie gefährlich. Erinnerungen an unsere
Biskayaüberquerung kamen auf und wir registrierten eine gewisse
Gewöhnung an die Welle und einen besseren Umgang mit der Situation
und dem Boot. Wer Freiwache hatte, ist schlafen gegangen. Daran war
damals nicht zu denken. Bevor der Starkwind einsetzte waren wir ca
130 Seemeilen westlich von La Coruna, jetzt, 2 Tage später, waren
wir immer noch 120 Seemeilen entfernt, aber südlich. Die Distanz hat
zum Glück nicht auch noch zugenommen. Nachdem wir den Portugalstrom
hinter uns gelassen haben, konnten wir auch wieder Richtung Ost
segeln. Unterhalb der Küste drehte der Wind auf Süd, so dass wir
bis 15 Seemeilen vor La Coruna segeln konnten. Dabei haben wir etwas
wehmütig die uns entgegen kommenden Segelboote beobachtet, die erst
am Anfang ihrer Reise stehen.
Aber es gab auch schöne und aufregende
Momente auf dieser Fahrt: Eine Herde von ca. 15 bis 20
short-finned-Pilot-Whales hat uns besucht und ist bis auf 5 Meter an
unser Boot herangekommen.
Zweimal haben wir 2 Blauwale gesehen.
Es können aber auch dieselben gewesen sein, die sich beim zweiten
Mal gewundert haben, dass wir immer noch dort herumdümpeln.
Glücklicher Weise sind sie nie näher als 100 Meter ans Boot
gekommen. Diese großen Tiere flößen uns immer noch Respekt ein und
es ist ein aufregender Moment, wenn man an den Wasserfontänen
erkennen kann, dass sie auf einen zuschwimmen. Natürlich haben wir
auch wieder viele Delfine gesehen, irgendwie mögen die wohl unser
Boot.
Zum Abschluss querten wir dann noch
kurz vor der spanischen Küste nachts das Verkehrstrennungsgebiet vor
Kap Finisterre. Insgesamt muss man 3 Spuren queren, eine Richtung Süd
und zwei Richtung Nord. Hier tummeln sich alle, die nach Afrika oder
ins Mittelmeer wollen oder halt nördlich in die großen Häfen. Es
ist schon aufregend, wenn nachts so ein riesiges Containerschiff nur
eine halbe Seemeile vor einem passiert. Obwohl einiges los war,
hatten wir keine Probleme und über unseren Radar wußten wir immer,
wie weit die anderen weg waren. Darüber hinaus haben wir nun mehr
als 10000 Seemeilen hinter uns und den Atlantik umrundet.
Wir waren müde, aber auch froh und
stolz La Coruna endlich erreicht zu haben. 3 Tage haben wir uns nun
hier erholt, zufällig liegen wir wieder auf dem gleichen Liegeplatz
wie vor einem Jahr und Morgen (25.07.) überqueren wir die Biskaya in
die andere Richtung, um nach Frankreich zu kommen.
Olá
Andrea & Andreas