Mittwoch, 24. Juli 2013

Rund

Die Überfahrt von den Azoren zum Festland gestaltete sich mal wieder völlig anders als geplant. Gehofft hatten wir, dass wir nach ca. 11 Tagen in Cameret sur Mer bei Brest sein würden, als Alternative könnten wir auch nach La Coruna (knapp 850 sm, 9 Tage). Aber es kam anders. Unter Motor sind wir aus dem Flautenloch von Sao Miguele, um dann bei Nord-West-Wind (60°/10 kn) mit 2,5 kn Geschwindigkeit nach Norden zu segeln. Nach 2 Tagen drehte der Wind auf 20°, so dass wir Richtung Ost segelten, eine Nacht hatten wir gar keinen Wind, also motoren. Unsere Etmale lagen durchschnittlich bei 70 bis 80 Seemeilen pro Tag. Die Tage vergingen und wir wollten an Land. Da man nicht nach Norden und schon gar nicht nach Nordosten segeln konnte, beschlossen wir La Coruna anzulaufen. 250 Seemeilen vor unserem Ziel kam der Wind wieder aus 60°, also war Kreuzen angesagt, 2 Tage lang. Mit jeweils 50 Seemeilen am Tag näherten wir uns unserem Ziel. Gedanklich waren wir schon bei unserer Ankunft, da änderte sich der Wind erneut. 130 Seemeilen vor La Coruna frischte es auf 25 Knoten auf. Kompasskurs 90°, aber uns versetzte es mit 130° nach Süden, unterstützt durch den starken Portugalstrom. Bei einer Wende konnten wir am Kompasskurs 350° anliegen, aber der Versatz führte zu einem Kurs über Grund von 320°, also die Richtung, aus der wir schon gekommen sind. Das war es dann auch mit dem Kreuzen. Motoren hatte bei dem Wind und der Welle auch keinen Zweck, also 2. Reff ins Großsegel gebunden, kleine Fock und möglichst langsam gegenan. Das ging 2 Tage so, in der Nacht hatten wir sogar bis zu 30 kn Wind, die Wellen wurden immer höher und regelmäßig gab es Salzwasserduschen. Einmal war sogar das gesamte Cockpit voll Wasser. Es war anstrengend, es war unkomfortabel, aber es war nie gefährlich. Erinnerungen an unsere Biskayaüberquerung kamen auf und wir registrierten eine gewisse Gewöhnung an die Welle und einen besseren Umgang mit der Situation und dem Boot. Wer Freiwache hatte, ist schlafen gegangen. Daran war damals nicht zu denken. Bevor der Starkwind einsetzte waren wir ca 130 Seemeilen westlich von La Coruna, jetzt, 2 Tage später, waren wir immer noch 120 Seemeilen entfernt, aber südlich. Die Distanz hat zum Glück nicht auch noch zugenommen. Nachdem wir den Portugalstrom hinter uns gelassen haben, konnten wir auch wieder Richtung Ost segeln. Unterhalb der Küste drehte der Wind auf Süd, so dass wir bis 15 Seemeilen vor La Coruna segeln konnten. Dabei haben wir etwas wehmütig die uns entgegen kommenden Segelboote beobachtet, die erst am Anfang ihrer Reise stehen.

Aber es gab auch schöne und aufregende Momente auf dieser Fahrt: Eine Herde von ca. 15 bis 20 short-finned-Pilot-Whales hat uns besucht und ist bis auf 5 Meter an unser Boot herangekommen.

 
 
 Zweimal haben wir 2 Blauwale gesehen. Es können aber auch dieselben gewesen sein, die sich beim zweiten Mal gewundert haben, dass wir immer noch dort herumdümpeln. Glücklicher Weise sind sie nie näher als 100 Meter ans Boot gekommen. Diese großen Tiere flößen uns immer noch Respekt ein und es ist ein aufregender Moment, wenn man an den Wasserfontänen erkennen kann, dass sie auf einen zuschwimmen. Natürlich haben wir auch wieder viele Delfine gesehen, irgendwie mögen die wohl unser Boot.
Zum Abschluss querten wir dann noch kurz vor der spanischen Küste nachts das Verkehrstrennungsgebiet vor Kap Finisterre. Insgesamt muss man 3 Spuren queren, eine Richtung Süd und zwei Richtung Nord. Hier tummeln sich alle, die nach Afrika oder ins Mittelmeer wollen oder halt nördlich in die großen Häfen. Es ist schon aufregend, wenn nachts so ein riesiges Containerschiff nur eine halbe Seemeile vor einem passiert. Obwohl einiges los war, hatten wir keine Probleme und über unseren Radar wußten wir immer, wie weit die anderen weg waren. Darüber hinaus haben wir nun mehr als 10000 Seemeilen hinter uns und den Atlantik umrundet.


Wir waren müde, aber auch froh und stolz La Coruna endlich erreicht zu haben. 3 Tage haben wir uns nun hier erholt, zufällig liegen wir wieder auf dem gleichen Liegeplatz wie vor einem Jahr und Morgen (25.07.) überqueren wir die Biskaya in die andere Richtung, um nach Frankreich zu kommen.

Olá
Andrea & Andreas
 
 

Donnerstag, 4. Juli 2013

Sao Miquele - Urlaub

04. Juli 2013
Über eine Woche sind wir jetzt schon hier in Ponta Delgada. Die Zeit vergeht einfach unglaublich schnell und wir haben viel gesehen und erlebt. Neben uns lag ein 73-jähriger Engländer, genannt „Cap’n Bob“. Am 2. Tag kam er zu uns weil er gesehen hat, dass unserem Windgenerator ein Flügel fehlt. Da ihm in einem Sturm mit mehr als 160 km/h Wind gleich 2 Flügel brachen, hatte er etliche auf Reserve gekauft. Für eine Flasche Brandy kamen wir recht preiswert an einen neuen Flügel, der übrigens hier nirgendwo zu kaufen ist. So kamen wir ins Gespräch. Er segelt seit seinem 16. Lebensjahr, war in den 80ger-Jahren Teilnehmer an einer Regatta um die Welt und hat danach mehrfach das Kap der guten Hoffnung und Kap Horn umfahren. Einmal ist er am letzteren durchgekentert und hat 7 Monate gebraucht, um mit einem Notrigg nach Hause zu segeln. So interessant wie seine Geschichten ist auch sein Boot.


Wir haben also unseren Windgenerator repariert, der Rigger hat das Babystag erneuert, bei seinem Riggcheck leider aber am oberen Terminal des Achterstags einen Haarriss gefunden, so dass jetzt zur Sicherheit auch dieses ausgetauscht wurde.





Die Wartezeit haben wir genutzt, um das Boot mal wieder gründlich zu reinigen, innen und außen. Danach sind wir 2 Tage über die gesamte Insel gefahren. Hier könnten wir bleiben. Die Insel ist sehr grün und viele tolle Blumen säumen den Straßenrand. Wir haben uns 3 Krater angeschaut, kochenden Schlamm bestaunt und an einem Rastplatz Menschen getroffen, die in der heißen Erde kochen. Alle 5 Kilometer sind neben der Straße in der wunderschönen Landschaft Grillplätze eingerichtet, an denen die Menschen sich mit der gesamten Familie und Freunden treffen und eine Menge Fleisch grillen. Leider wurden wir nie eingeladen.








Film Schlamm


Augenblicklich herrscht auf den Azoren Flaute und Richtung Spanien überwiegt der Nordostwind, deswegen haben wir uns entschlossen, noch zu bleiben. Vielleicht wird der Wind ja noch besser, wir haben auf jeden Fall alles für die Abfahrt vorbereitet, sind aber nicht traurig, wenn wir noch ein paar Tage hier bleiben müssen.








Bon tarde!
Andrea & Andreas
Mit diesem Blog möchten wir euch an unserer Reise teilhaben lassen und euch die Möglichkeit geben, unsere Abenteuer zu verfolgen.