Dienstag, 31. Juli 2012

Von Rias zu Rias

Wir haben längere Zeit nichts geschrieben, weil auch nicht wirklich viel passiert ist. Von Camarinas aus sind wir in den Ria Muros gesegelt, erstmals anstatt mit Genua nur mit Fock und Großsegel. Bei den achterlichen Winden hat das Schmetterlingsegeln viel besser geklappt, da die Fock einfach besser zu händeln ist.



Auf das Ankern mit Muskelkraft haben wir verzichtet und sind direkt im Ria Muros bis nach Portosin durchgefahren. Am gleichen Abend noch haben wir einen spanischen Segler getroffen, der in Portosin einen festen Liegeplatz hat und etwas Englisch kann. Er war so freundlich und hilfsbereit, dass er mit uns durch den gesamten Hafen gelaufen ist, bis er den Elektriker fand, der dort irgendwo zu tun hatte. Dieser Elektriker kam dann abends um 19.00 Uhr auch noch zu unserem Boot und fand dann auch innerhalb von 15 Minuten den Fehler. Es war zum Glück nur eine Sicherung, von der wir von diesem Tag an nicht wussten, dass wir sie überhaupt haben. Leider musste das Teil bestellt werden, so dass wir auf jeden Fall bis Dienstag warten mußten. Von Dienstag bis Donnerstag war dann Seenebel, so dass wir direkt noch ein paar Tage dranhängen mußten. Als es um das Bezahlen der Reparatur und der Sicherung ging, hat der Spanier immer auf das Typenschild der Sicherung gezeigt und uns so darauf aufmerksam gemacht, dass diese Sicherung in Mexiko gebaut wird. Dann hat er uns die Rechnung präsentiert: 50,-- für 2 Sicherungen und 30,-- € Arbeitslohn, aber wir waren froh, dass wir eigentlich preiswert aus der Geschichte raus gekommen sind.

Unsere Wartezeit in Portosin haben wir zu einem Besuch in Santiago di Compostela genutzt. Die Stadt ist wunderschön und der Dom einfach toll, aber es ist wahnsinnig voll dort. Diese Stadt muss man sich wohl wirklich erlaufen (oder erpilgern), um diesen Ort wirklich zu genießen. Der Eingang des Domes ist so aufgeteilt, dass auf der einen Seite die Schlange der Menschen rein geht und auf der anderen Seite die gleiche Schlange wieder raus läuft. Unfassbar! Die Touristen stürmen sogar den abgesperrten Altarbereich, um bessere Fotos machen zu können.








Am Freitag hat sich dann endlich die Wetterlage so gebessert, dass wir eine Seemeile weit sehen konnten. Deshalb haben wir abgelegt und sind 5 Seemeilen weiter in eine kleine Bucht gefahren, um unsere Ankererfahrungen zu erweitern. Bei der Auswahl unseres Ankerplatzes haben wir zwar auf die Tiefe geachtet, aber nicht die Tide berücksichtigt. Hinter uns der Sandstrand näherte sich von Stunde zu Stunde unserem Boot bei ablaufendem Wasser. Bei Ebbe waren es keine 100 Meter mehr bis zum Strand und den dort befindlichen Felsen. Aber alles hat dann gut geklappt, bis auf die Tatsache, dass Andrea vor lauter Ankerwache wieder mal nicht wirklich in den Schlaf fand.

Am Samstag sind wir dann bei ganz tollem Wind aus dem Ria Muros in den Ria Aurosa gesegelt und ankern zur Zeit vor einem wunderschönen Sandstrand (mit ordentlich Abstand) und fassen immer mehr Vertrauen zu unserem Ankergeschirr. Heute haben wir beschlossen, den ganzen Tag vor Anker zu bleiben, um ein besseres Gefühl für das Ankern zu erhalten. Zum Glück! Augenblicklich bläst der Wind in Boen mit 20 bis 22 Knoten, wir haben bei 5 Metern Wassertiefe 30 Meter Kette gesteckt und unser Boot bewegt sich zum Glück nicht vom Platz. Bilder von unseren Ankerplätzen gibt es noch nicht, da wir derzeit das Boot beim Ankern noch nicht gerne mit dem Dinghi verlassen, aber das lernen wir demnächst auch noch. Gestern ging es weiter in einen nahe gelegenen Hafen, denn wir müssen nach 3 Tagen vor Anker mal wieder die Batterien aufladen, einkaufen und duschen. Deshalb sind wir jetzt in Ensenada de Caraminal, ein sehr nettes Städtchen mit kleinen Gassen und 2 großen Supermärkten. Die Duschen sind gewöhnungsbedürftig, aber nach 3 Tagen ankern ist warmes Wasser auf der Haut einfach eine Wohltat.






Unser Fazit vom 3. Monat:

Dieser Monat war spannend, weil wir zum einen die Biskaya überquert haben und zum anderen endlich das Ankern begonnen haben. Beides ist mit Aufregung verbunden, wenn man es noch nicht gemacht hat. Die Rias von Nord-Spanien sind wunderschön mit vielen kleinen Sandstränden in der schroffen Felsenlandschaft. Ankern in diesen Buchten ist einfach toll und allmählich kann selbst Andrea mehrere Stunden am Stück vor Anker schlafen. Das Wetter ist traumhaft geworden, seit wir in La Coruna angekommen sind hatten wir nur einen Tag Regen. Heute ist es bewölkt, so dass unser Körper sich von der Wärme endlich etwas erholen kann. Wir haben begriffen, dass wir dringend ein Bimini brauchen, wenn wir weiter in den Süden wollen, denn die Sonneneinstrahlung über den gesamten Tag ist kaum auszuhalten. Zum Glück kühlt es nachts auf 20 Grad ab, so dass man gut schlafen kann. Das Segeln in Spanien wird auch dadurch erleichtert, dass man zwar bis zu 2 Meter Tide hat, den Strom aber gänzlich vernachlässigen kann. Auch der Wind kommt überwiegend aus nördlichen Richtungen und da unser Ziel der Süden ist haben wir im Augenblick sehr gute Bedingungen. Die letzten Tage haben wir den Motor endlich nur für das Ab- und Anlegen benutzt und konnten ansonsten immer segeln. Hier in Spanien sind wir froh, dass wir von der ursprünglichen Planung abgegangen sind und nicht so viele Lebensmittel aus Deutschland mitgenommen haben. All die leckeren Sachen und leckeren preiswerten Weine hier in den Supermärkten locken uns immer wieder die Euros aus der Tasche, denn wir haben sehr viel Spaß daran, die unterschiedlichen Fische, Muscheln, Obst- und Gemüsesorten auszuprobieren.

Im nächsten Monat wollen wir die weiteren Rias von Spanien sowie Porto und Lisabon besuchen, vielleicht fahren wir auch noch bis nach Faro in die Algarve.

Buenos dias!

Andrea & Andreas

Mittwoch, 18. Juli 2012

Ankern in den Rias


Seit ein paar Tagen haben wir endlich das Gefühl, den Sommer eingeholt zu haben. Morgens kann man im T-Shirt frühstücken und abends im T-Shirt draußen sitzen, dazwischen kein Regen. Mit dem schönen Wetter hat auch unsere Unternehmungslust mächtig zugenommen. Am Montag sind wir in den Rias nach Corme gesegelt. Direkt vor der Stadt haben wir auf 10 Meter Wassertiefe geankert. Alles hat super gut geklappt, deshalb haben wir dann unseren Grill ausgepackt und die Grillsaison mit Koteletts eröffnet. Es ist schon ein viel schöneres Gefühl vor Anker zu liegen, als in einer Marina mit dem Nachbarboot zu kuscheln.



 
Der Anker hielt sicher und Andreas hat die Nacht auch gut geschlafen, nicht zuletzt wegen der permanenten Ankerwache von Andrea. Das Einholen der Ankerkette am nächsten Morgen hat auch gut geklappt, leider hat danach die Ankerwinsche ihren Geist aufgegeben und im nächsten Rias bei Camarinas mussten wir deshalb im Hafen festmachen. Hier haben wir nun unseren Ersatzanker mit einem Kettenvorlauf von 6 Metern und einer Ankertrosse von 40 Metern klar gemacht. In den nächsten Tagen werden wir nun ohne Winsche sondern mit Muskelkraft ankern, wofür die Kette zu schwer ist. Hoffentlich finden wir einen Laden, der uns eine neue Ankerwinsche verkauft und einbaut.

Der Rias ist landschaftlich wunderschön und obwohl wir nur einen Tag bleiben wollten haben wir direkt verlängert. Gestern sind wir mit unserem Schlauchboot quer über den Rias gefahren und haben dann 2 Seemeilen lang einen Flusslauf verfolgt. Wunderschön! Auf der Rückfahrt haben wir an einer Bucht mit Sandstrand angelegt, der Strand gehörte uns ganz alleine. Im Hintergrund standen zwar noch keine Palmen, sondern nur Kiefern, aber das werden wohl ja noch irgendwann erleben.






Heute haben wir eine Wanderung entlang der Küste und der Felsen gemacht und zurück durchs Landesinnere.



Das einzige was etwas stört, ist ein großes Fest in Galicien (Fiesta da Carmen). Seit 4 Tagen gehen ständig irgendwelche Böller und Sirenen los. Das dauert dann ca. 1 Stunde in der man sein eigenes Wort nicht versteht und jede Nacht dröhnt vom Festplatz die Musik bis 06.00 Uhr morgens. Die Spanier scheinen ziemlich viel Durchhaltevermögen im Feiern zu besitzen.
Morgen fahren wir um das Cabo Finisterre und probieren aus, ob die neue Ankertechnik funktioniert, die Andreas sich ausgedacht hat. Das Ausbringen des Ankers ist wohl kein Problem, aber wie wird wohl das Einholen klappen? Zur Sicherheit gibt es heute Abend auf jeden Fall erst einmal Spinat.

Buenos Tardes!

A&A

Sonntag, 15. Juli 2012

La Coruna


7 Tage La Coruna und die Zeit vergeht wie im Flug. Endlich haben wir schönes Wetter, so dass wir die Tage richtig gut genießen. Aber wir haben auch dafür gesorgt, dass die Vorräte an Bord wieder für einige Zeit halten und morgen werden wir dann starten, um die Rias von Spanien zu erkunden. La Coruna ist eine schöne Stadt und wir sind viele Kilometer in der Stadt auf und ab gelaufen und haben uns zwischendurch mit leckeren Tapas gestärkt.








 
Mit dem Fischernetz an unserer Schraube hatten wir Glück. Nachdem Andreas sich durchgerungen hat ins Wasser zu steigen und mal nachzuschauen, stellte sich heraus, dass sich da unten doch noch sehr viel verfangen hat. Zum Glück haben wir ein nettes deutsches Ehepaar kennen gelernt, die an Bord ein so genanntes Freedive hatten und es sowie so einmal ausprobieren wollten. Dieses Gerät muss man sich so vorstellen, wie einen Kompressor an Land mit einem langen Gartenschlauch, an dessen Ende ein Mundstück zum Atmen ist. Einfach toll!




Jetzt sind wir wieder einsatzbereit und können uns auf unsere Ankerabenteuer freuen.


Adios!

Andrea & Andreas

Dienstag, 10. Juli 2012

Biskaya


Wir sind in Spanien. Es waren spannende Tage im Wechselbad der Gefühle. Aber der Reihe nach: Mit der Abreise hat das nicht pünktlich geklappt, weil wir unbedingt auf passendes Wetter warten wollten. Am Montag hatten schon 2 Boote die Nerven verloren und sind losgefahren, aber bei der Wetterentwicklung waren wir froh, dass wir nicht mitgefahren sind. Der passende Wetterbericht für uns kam dann doch für Donnerstag: Schwache Süd-West-Winde, gegen die wir dann anmotoren wollten, abends Winddrehung aus West mit 10 Knoten für 2 Tage an denen wir gut segeln könnten und wenn wir schnell genug sind für den dritten Tag sogar Nord-West-Winde um nach La Coruna zu segeln.

Am Donnerstag sind wir also um 06.00 Uhr aufgestanden, haben den Wetterbericht noch einmal überprüft, keine Veränderung, also los. Aber es kam anders. Um 08.00 Uhr sind wir dann gestartet, um 08.30 Uhr hatten wir den Wind gegenan mit 15 Knoten und richtig hoher, fieser Welle. Wir haben uns damit getröstet, dass das wohl nur in der Bucht von Brest so sein wird und wenn wir erst einmal nach ca. 4 Stunden im tiefen Wasser sind, kommt die lange und ruhige Atlantikwelle. Wir also Augen zu und durch. Leider kam auch nach 5 Stunden keine Veränderung. Vielmehr frischte der Wind auf 20 Knoten auf. Mit erstem Reff im Groß und halber Genua sind wir durch die erste Nacht mit ziemlich viel Welle gesegelt.. Keiner von uns hat geschlafen und wir waren echt froh, als die Sonne endlich auf ging. Der Wind schwächte ab auf 12 bis 15 Knoten, so dass wir am Freitag bei Sonne bis zum Abend segeln konnten. Nee, wat kann die Seglen schön sein. Das Ganze wurde dann noch gekrönt durch permanente Besuche von Delfinen, die eine Weile mit uns mit geschwommen sind (Sie kamen jeden Tag mehrmals, insgesamt waren es ca. 50 Stück).

Film mit Delfinen kommt später

Mit der untergehenden Sonne kam wieder mehr Wind von 20 bis 25 Knoten und drehte wieder nach Süd-West, so dass wir den Motor anschmeißen mussten. Diese Phase nutzten wir, um unser Schlafdefizit aufzuarbeiten. Abwechselnd schliefen wir jeweils 6 Stunden. Die ganze Zeit über war sehr viel Wind zwischen 15 und 25 Knoten mit einer fiesen Welle, so dass an Essen die ganze Zeit nicht zu denken war. Beiden ging es am ersten Tag so, dass wir nur Wasser und Kekse zu uns nehmen konnten. Ab dem 2. Tag kam dann langsam Erholung, jedoch hat man jede Welle weiterhin im Magen gespürt. Samstag morgen ging es uns richtig gut und wir haben das erste mal fast normal gefrühstückt. Leider war das Samstagmittag dann alles vorbei. Andreas liest gerade das Buch „Seewetter“ und war der Meinung, wir erleben gerade den typischen Durchzug einer Zyklone. Der Wind frischte auf auf 25 bis 30 Knoten, die Welle war vorher schon nicht angenehmen. Das ganze dauerte 6 Stunden und wir hofften einfach nur, dass es bis zum Dunkel werden zu Ende ist. Um ca. 06.00 Uhr war die erste Front durch und das Wetter besserte sich und wir hatten sogar etwas Sonne und die Hoffnung, eine ruhige Nacht zu erleben. Vertan. Um 21.00 Uhr kamen Wellen in einer Höhe auf, die wir bisher noch nicht erlebt haben. Wir hatten keine Ahnung, dass es noch mal höher gehen kann. Am Horizont wurde der Himmel schwarz und wir haben zur Nacht sicherheitshalber das 3. Reff eingebunden. Hinterher stellte sich heraus, dass das nicht wirklich nötig war, aber sicher ist sicher, vor allem in der Nacht. Der Wind kam aus Süd-West, also unserer Richtung, so dass Andreas die ganze Nacht mit Motor schräg gegen die Wellen angefahren ist. Andrea ist leider wegen ihrer verkrampften Sitzhaltung in dieser Nacht wegen Migräne für mehrere Stunden ausgefallen.



Mit aufgehender Sonne wurde das Wetter besser, wir hatten nun aber nicht mehr den Ehrgeiz so viel wie möglich zu segeln, sondern wollten unbedingt noch bei Tageslicht in Spanien ankommen. Also Großsegel gesetzt und Motor an, wie wir es in Frankreich von den erfahrenen Seglern gelernt haben. Mit 6 Knoten sind wir Richtung Spanien gefahren. Alles lief gut. 20 Seemeilen vor Spanien packte uns eine letzte Regenfront und als wir durch diesen Vorhang durch waren klarte der Himmel auf und wir hatten Sonne. Erstmalig auf dieser Reise haben wir das Regenzeug ausgezogen (außer beim Schlafen – aber das war ja nicht oft). Die Welle wurde mit einem Mal lang und hoch, so wie man uns das immer erzählt hat. Uns ging es super und wir beglückwünschten uns schon zu dieser gelungenen Überfahrt. Aber bei unserem Glück konnte das ja noch nicht alles gewesen sein: 10 Seemeilen vor dem Hafen sind wir in Fischernetze geraten, die nur durch eine Colaflasche gekennzeichnet waren. Zum Glück haben wir den Motor sofort auf Neutral geschaltet und mit Staken die Leinen geangelt und abgeschnitten, so dass sich das Netz wieder auf den Grund setzen konnte. Danach sind wir sehr vorsichtig und nervös nach La Coruna gefahren. Der Motor ist zum Glück nicht ausgefallen, so dass wir den Hafen sicher erreicht haben. Hier müssen wir jetzt jemanden suchen, der zur Sicherheit das Boot einmal abtaucht um zu schauen, ob noch etwas in der Schraube hängt. Das Wasser ist leider noch sehr kalt, so dass wir noch überlegen, ob wir es selber machen können oder für ca. 300,-- € jemanden anmieten müssen.

Fazit: Es war ein Wechselbad der Gefühle. Immer wieder waren wir nervös und aufgeregt, aber wir merkten, dass wir die Situation jeweils im Griff hatten und haben uns dann darüber gefreut, es gut gemeistert zu haben. Aber danach wurde es jeweils wieder schlimmer und der gleiche Kreislauf ging wieder los. Wir haben nicht 3 Tage, sondern 4 Tage und 3 Nächte gebraucht, es war sehr emotional und anstrengend, weil die Situationen sich dauernd verändern haben. Im Nachhinein kann man sagen, es gab nicht eine einzige gefährliche Situation. Das Schiff ist toll und die Mannschaft arbeitet gut zusammen. Wir möchten an dieser Stelle gerne einen erfahrenen Schweizer Segler zitieren: „Es war nicht komfortabel, aber es war auch nicht gefährlich.“ Danke Markus, mit diesem Spruch haben wir uns immer wieder Mut gemacht. Alles hat gut geklappt und wir sind jetzt froh, dass wir in La Coruna sind. Um 21.30 Uhr am Sonntag waren wir fest im Hafen, sind dann duschen gegangen und haben um 23.30 Uhr ein richtig schönes warmes Abendessen zubereitet. Unser Zeitgefühl ist während der Reise irgendwo verloren gegangen. Heute haben wir dann um 11.30 Uhr gefrühstückt, das ganze Boot geputzt und wieder aufgeräumt und ab morgen machen wir dann Urlaub in Spanien. Der Ort wirkt viel versprechend.

Noch ein paar Randbemerkungen:
Um es mit Andreas Worten zu sagen: Kulinarisch war es ein Fiasko. Eine grausame Dose, einmal Spaghetti mit Fertigsoße und ansonsten Kekse und Mineralwasser. Andrea sagt dazu Crashdiät.

Die abgesprochene Wacheinteilung hat überhaupt nicht funktioniert, weil wir am ersten Tag zu aufgeregt waren und die übrigen Tage aufgrund von Wind und Welle immer schauen mussten, wer gerade fit genug ist, die Wache zu übernehmen. Eine große Flexibilität zeichnet eben eine gute Mannschaft aus, und das sind wir.



Augenblicklich sind wir froh und auch ein wenig stolz, dass wir es gewagt haben, die Biskaya zu überqueren. So beschwerlich es war, es hat unsere Segelkompetenz erweitert und im Nachhinein auch viel Spaß gemacht. Das Segeln bei 20 Knoten hoch am Wind bei 6-7 Knoten Geschwindigkeit ist einfach ein Erlebnis. Die nächsten Tage bleiben wir in La Coruna, da es hier wohl viel zu entdecken gibt.

Buenos dias!

Andrea & Andreas

Wort der Reise: Uncomfortable


Montag, 2. Juli 2012

Camaret sur Mer


Wir sind immer noch in Camaret sur Mer, aber das Warten auf den passenden Wind wird uns wieder mal sehr leicht gemacht. Die Umgebung ist einfach wunderschön. Jeden Tag machen wir ausgiebige Spaziergänge, so dass als Nebeneffekt bei dieser Warterei unsere körperliche Fitness immer besser wird. Hier gibt es aber so viele kleine Kaps, dass es uns bestimmt nicht langweilig wird. Der Ausblick ist jedes Mal so schön wie eine Postkarte.







 
Darüber hinaus haben wir das Boot für die Überfahrt fertig gemacht und durch zahlreiche Einkäufe den Proviant auch wieder aufgefüllt. Unsere Tage sehen derzeit wie folgt aus: Aufstehen, frühstücken, Wetter checken, spazieren gehen, einkaufen, duschen, kochen, essen, schlafen. Es könnte schlimmer sein.



Au revoir!
Andrea & Andreas

Sonntag, 1. Juli 2012

Südwest-Wind


7 Tage Guernsey waren erholsam und schön, da es sich hier um eine wunderschöne Insel handelt. Wer Spaß hat zu wandern, hat hier viele Möglichkeiten. Da wir aber Anfang Juli über die Biskaya wollen, müssen wir weiter. Die anderen Kanalinseln werden wir ein andermal bestimmt noch besuchen. So haben wir am 25.06.2012 mittags um 12.00 Uhr unsere erste Nachtfahrt angetreten. Die Sonne hat geschienen, der Tank war voll mit zollfreiem Diesel (75 Pence der Liter) und der Wetterbericht war viel versprechend: Wind aus Südost mit 2 Bft, auffrischend auf 4 Bft, kein Regen. Wir waren 2 Stunden unterwegs, kein Wind, also wieder einmal Fahren unter Motor. Das sollte dann auch die ganze Nacht über so bleiben. Ab 18.00 Uhr begann der Regen und als es dunkel wurde kam der Wind aus Südwest, also unserem Ziel, mit 5 Bft. Wir konnten die uns entgegen kommenden Wellen im Dunkeln zum Glück nicht sehen. Das aufspritzende Wasser am Bug wurde durch unsere Beleuchtung auf Steuerbord grün gefärbt und auf Backbord rot. Natürlich kam dabei auch mal wieder der Strom von vorne. Essen in dieser Situation war ein Erlebnis. Auch die Navigation funktionierte nur im Schein der Taschenlampe. An Schlaf war nicht zu denken.





Die Annäherung an unseren Zielhafen L’Aber Wrach stellte sich auch noch einmal sehr schwierig dar, denn bei unserem Glück kam auch noch dichter Nebel auf. Im Reeds, unserer Bibel der Navigation, stand ausdrücklich die Warnung, dass eine Annäherung wegen der Felsen bei Nebel sehr gefährlich ist und jemand der keinen Plotter hat es unbedingt vermeiden soll. Mit unserem Plotter und Radar war die Annäherung aber dann kein Problem. Immer wenn wir ca. 100 Meter neben den Tonnen waren, konnten wir sie auch sehen.








Als wir nach 25 Stunden und 103 Seemeilen im Hafen angekommen waren klarte der Himmel auf und wir hatten wunderschönes Wetter. Den Ort haben wir aber nicht gesehen. Mittagsschlaf im Cockpit, Duschen, Konserve essen, nächsten Tag planen, wieder Schlafen.


L’Aber Wrach soll schön sein, aber wir mussten weiter, da in 2 Tagen das Wetter wieder schlechter werden soll und wir unbedingt an unserem Absprunghafen für die Biskaya ankommen wollen: Camaret sur Mer in der Nähe von Brest.

Die Fahrt nach Camaret erfolgte zwar auch wieder unter Motor, daran haben wir uns aber inzwischen gewöhnt. Dafür schien aber die Sonne und wir hatten eine wunderschöne Fahrt durch die von Felsen zerklüftete Küste. Für diese Gegend hatten wir extra eine Spezialkarte gekauft. Während der gesamten Tour waren wir immer zum richtigen Zeitpunkt auf dem richtigen Strom und kurz vor der Einfahrt in die Bucht von Brest beschleunigte unsere Lady auf 8,2 Knoten. Das Meer um uns herum bildete viele kleine Strudel, wir fühlten uns wie auf einem Whirlpool. Die Anfahrt nach Camaret sur Mer war einfach spektakulär. Überall ragten Felsen aus dem Wasser und wir suchten schon einmal die Passage für unsere Weiterfahrt. Hinter einem Vorsprung der Steilküste kam plötzlich ein wunderschöner Ort zum Vorschein und das bei allerschönstem Wetter. Voraussichtlich geht es am Sonntag oder Montag weiter nach Spanien. Gestern waren wir einkaufen, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen und abends waren wir die von Andreas immer wieder erwähnte Platte „Fruit de Mer“ essen. Ihr seht, uns geht es gut.










Unser zweiter Monat ist um, also müssen wir mal ein zweites Fazit ziehen: Unsere Planung bestand darin, möglichst zügig an der französischen Küste zu den Kanalinseln zu segeln und dort 3 Wochen zu verbringen. Das hat in keiner Weise funktioniert. Zwar kannten wir aus der Nordsee Ebbe und Flut und damit verbundene Strömung, aber wir haben die Situation im englischen Kanal unterschätzt. Deshalb haben wir anfangs einige Fehler gemacht. Aufgrund der langen Distanzen muss man sehr genau rechnen, wann man einen Hafen verlässt und wann man wieder in einen Hafen einlaufen kann, darüber hinaus muss man auch den Strom auf dem Weg beachten (das haben wir anfangs dauernd vergessen) und als letzte Komponente muss man auch noch das Wetter und die Windrichtung mit einbeziehen. Im Kanal herrscht leider regelmäßig Wind aus Südwest, unserer vorherrschenden Bewegungsrichtung. Erst als wir gelernt haben, dass es manchmal einfach wichtig ist, den Motor mitlaufen zu lassen, damit man auf die berechnete Geschwindigkeit kommt, wurde es einfacher. Besser wäre es bestimmt gewesen, an der englischen Küste entlang zu segeln. Aber so haben wir viel gelernt und bei einer nächsten Reise in dieser Gegend kommen wir jetzt mit Sicherheit viel besser zurecht. Auch der gewaltige Tidenhub von bis zu 8 Metern ist für uns jetzt selbstverständlich.

Durch die langen Aufenthalte in verschiedenen Häfen haben wir viele nette Leute mit viel Segelerfahrung kennen gelernt. Ein Beispiel: Das Anlegen in Guernsey hat 2,5 Stunden gedauert, weil wir von so vielen „alten“ Bekannten begrüßt wurden, die unbedingt wissen wollten, wie es uns in den letzten Wochen ergangen ist. Auch haben wir neue Bekanntschaft gemacht, woraus sich zwei wunderschöne Abende mit Rotwein ergaben. Hier in Camaret haben wir ein nettes Ehepaar aus der Schweiz wieder getroffen, die uns schon in Cherbourg viele hilfreiche Tipps gegeben haben.

Auch wenn wir nicht alle Kanalinseln sehen konnten, ist unser Plan, Ende des Monats vor der Biskaya zu stehen, aufgegangen. Wir haben uns daran gewöhnt, längere Strecken zu segeln und fühlen uns sicher und gut vorbereitet für die Biskaya, da unser erster 24-Stunden-Tripp bei schlechten Bedingungen problemlos funktioniert hat. Wir wollten uns langsam an diese Situationen herantasten und das haben wir auch getan. Deshalb fühlen wir uns auch immer besser vertraut mit dem Schiff und dem Leben an Bord. Die anfänglichen Pulssteigerungen beim Verlassen oder Erreichen eines Hafens haben nachgelassen. Unsere innere Ruhe überträgt sich mittlerweile auch auf unsere Manöver. Wir kommen in einen fremden Hafen und nehmen nicht mehr den erst besten Platz, sondern suchen uns in Ruhe einen Liegeplatz im Hinblick auf die vorherrschenden Windrichtungen, aber auch unter dem Aspekt des Ablegens unter jeden Bedingungen.

Aufgrund der vielen Stromberechnungen ist tidal eddy unser Wort des Monats geworden.

Au revoir!

Andrea & Andreas
Mit diesem Blog möchten wir euch an unserer Reise teilhaben lassen und euch die Möglichkeit geben, unsere Abenteuer zu verfolgen.