Mittwoch, 26. Juni 2013

Sao Miguele

Sonntag, 23.06.2013, 10.00 Uhr UTC
Da sind wir wieder unterwegs zur nächsten Insel. Von Horta auf Fajal geht es nach Ponta Delgada auf Sao Miguele. Die Wettervorhersage sagt Nordost mit 10-15 kn, deshalb sind wir erstmals am Nachmittag aufgebrochen. Es sind 150 Seemeilen, das kann man knapp an 2 Tagen und einer Nacht  schaffen, aber dann muss man auch immer mindestens 4 kn segeln. Da wir möglichst den Motor nicht benutzen wollen, haben wir uns für 2 Nachtfahrten entschieden, denn so kommen wir auch im Hellen an, wenn wir nur 3 Knoten fahren. Eigentlich sind wir froh, wieder weiter zu fahren, aber auf Horta war es schon schön, insbesondere die Atmosphäre im Hafen. Am Freitag waren wir zum Grillen an der Kaimauer mit vielen interessanten Menschen und der Abend hat bis 01.30 Uhr gedauert. Samstag nach dem Frühstück haben wir dann das Boot für die Weiterfahrt fertig gemacht und uns danach verabschiedet. Da war es dann schneller 17.00 Uhr als wir dachten. Und bevor die Überlegung aufkam, noch einen Tag zu bleiben, haben wir schnell abgelegt. Die ersten 6 Seemeilen bis zum Pico auf der gegenüberliegenden Insel konnten wir gut segeln. Der Vulkan ist mit seiner knapp 2400 m Höhe übrigens der höchste Berg Portugals. In seinem Windschatten wurde dann 20 Seemeilen motort und jetzt segeln wir hoch-am-Wind mit 3 Knoten unserem Ziel entgegen. Delfine haben wir schon wieder eine Menge gesehen – die Azoren sind sehr fischreich – und Wale lassen sich hoffentlich nicht sehen. Am Freitagabend haben wir wieder viele Horrorgeschichten von Walbegegnungen gehört, das ging von nächtlichen Zusammenstößen bis zu Angriffen auf Boote. Auch wenn wir wissen, dass ein Unfall zu Hause auf dem Weg zum Bäcker wahrscheinlicher ist, lassen einen diesen Geschichten in der ersten Nacht nicht richtig entspannen. Dabei haben wir Vollmond, 10 bis 15 kn Wind, keinen Regen, eine friedliche ruhige Nacht.

Dienstag, 25.06.2013, 19.00 Uhr UTC
Gestern Abend sind wir angekommen. Unsere Planung ist überhaupt nicht aufgegangen. Schon am Sonntagvormittag frischte es auf und wir hatten 20-25 kn Wind, gleichzeitig drehte der Wind auf Ost, so dass wir unseren Kurs nicht halten konnten. So blieb es auch in der Nacht, in Böen sogar 30 kn und die Wellen wurden hoch und kurz, sehr unangenehm. Um 05.00 Uhr morgens gab es einen starken Knall im Rigg, aber im Licht der Taschenlampe konnten wir keinen Schaden feststellen. Wir dachten, uns ist wieder einer der Vögel ins Rigg geflogen, schließlich hatten wir das schon 2 mal erlebt. Beim Hellwerden stellten wir dann fest, dass unser Babystag gebrochen ist, der Mast hat in der Welle einfach zu stark gepumpt. Zum Glück stand er aber noch.



Wir haben zur Sicherheit die Segel geborgen und uns wieder für das Motoren entschieden. Es fehlten ja nur noch 34 Seemeilen. Leider kamen Wind und Welle direkt von Vorne, so dass wir nur mit 2,5 bis 3,5 kn vorwärts kamen. Man lernt halt immer wieder Geduld zu haben. Um 18.30 Uhr haben wir in Ponta Delgada an der Tankstelle bei  25 kn Wind und einem fürchterlichen Schwell an der Mauer angelegt, aber leider war sie schon geschlossen. Der Hafenmeister hat uns dann einen anderen Platz im großen Hafen empfohlen. Wir haben also wieder abgelegt und sind weiter zu unserem Fingersteg. Dort haben zum Glück andere Segler beim Anlegen geholfen. Fix und fertig waren wir nach der Fahrt. Für uns war es der anstrengenste und auch aufreibendste Streckenabschnitt der gesamten Reise. Unsere Wetterberichten hatten überhaupt nicht gestimmt und ein Deutscher, der uns netter Weise beim Anlegen half fragte nur: „Habt ihr Termine oder warum fahrt ihr bei dem Wetter?“. Nach 2 Glas Rotwein hatten wir dann erst einmal 12 Stunden Schlaf. Heute Morgen sah dann vieles schon ganz anders aus. Der Segelmacher und Rigger ist ein Deutscher und meinte, die Reparatur ist kein Problem. Die Duschen hier sind einfach spitze, jede hat einen eigenen Vorraum, eine Toilette, ein Waschbecken mit Spiegel und Steckdose und eine große Dusche mit warmem Wasser. Die Stadt ist wunderschön und direkt gegenüber dem Hafen gibt es eine Kneipe, da gibt es ein großes Bier mit Tapas (z.B. Oktupussalat, 8 Gambas, Schnecken etc.) für 2,50 € in der Happy Hour. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, nach den letzten Tagen in Horta weniger Bier zu trinken, aber eins pro Tag muss bei diesen Tapas einfach sein. Nach der fürchterlichen Überfahrt werden wir hier jetzt mindestens eine Woche bleiben, denn auch die Insel selbst muss wunderschön sein. Wir werden berichten.

Bon Tarde!
Andrea & Andreas

Freitag, 21. Juni 2013

Fajal / Horta

Horta auf Fajal ist einer der 4 meist besuchten Häfen von Seglern in der Welt. Entsprechend viel ist hier los.




Einchecken ist einfach, aber die Liegeplatzzuweisung gewöhnungsbedürftig. Uns wurde angeboten, direkt neben der Tankstelle am Meldesteg an ein Zweierpäckchen zu gehen, oder an der langen Hafenmole im 11. Päckchen als Vierter. Zum Glück trafen wir im Rausgehen ein bekanntes Seglerpaar aus Österreich, welche gerade auscheckten, so dass wir deren Fingersteg ergattern konnten. Von hier beobachten wir jetzt das Treiben im Hafen. An- und Ablegen, insbesondere wenn der Innenlieger vom Viererpäcken los will, oder das Tanken im Dreierpäckchen ist immer wieder interessant. Aber auch die Leute hier sind so unterschiedlich wie ihre Boote. Weltumsegler und Atlantiküberquerer aller Nationen treffen sich hier und man hört viele interessante Geschichten von der ganzen Welt. Auch gibt es hier viele „Hängengebliebene“, da man nach 2-monatigem Aufenthalt auf den Azoren einen „Residenten“-Status erwerben kann, wobei der Wohnort das eigene Schiff ist. In dem Fall reduzieren sich dann die Liegekosten bei einer 12-Meter-Yacht auf 65,-- € im Monat. Auch die Lebensmittel sind nicht teuer und das Wetter im Sommer sehr schön. Preiswerteres Leben haben wir auf unserem Rundtörn nicht gesehen. Uns wurde geraten, den Sommer auf den Azoren zu verbringen und für den Winter kurz zu den Kap Verden zu segeln, sie sind ja schließlich in der Nähe („nur“ ein 14-Tage-Trip). Die Kaimauern rund um den Hafen sind mit Bildern der unterschiedlichen Boote gestaltet und man kann Stunden damit verbringen, sich die „Kunstwerke“ anzuschauen oder Bilder von Bekannten zu suchen.




Manche schreiben bei ihrer Wiederkehr immer die Jahreszahlen dazu und es ist schon faszinierend, wie viele Segeler regelmäßig die Azoren besuchen. Das Bild unserer Lady von 2005/2006 haben wir leider nicht gefunden. Deshalb hat Andrea ein eigenes gemalt, denn schließlich soll es Unglück bringen, wenn man den Hafen verlässt, ohne sich an der Kaimauer zu verewigen.




Auf unserer Rückreise zum Festland segeln wir morgen weiter nach Sao Miguele in den Hafen der Hauptstadt Ponta Delgarda. Die Insel ist erheblich größer und bietet auch touristisch mehr als Fajal. Nach den letzten Tagen des Faulenzens freuen wir uns darauf, wieder Neues zu entdecken.

Die Zeit auf dieser Insel war sehr schön und geprägt durch die Gespräche mit anderen Seglern entweder im Cafe Sport oder im Hafencafe beim Internet und Bier ab 17.00 Uhr.

Bon tarde!
Andrea & Andreas

Samstag, 15. Juni 2013

Flores

Im Hafen haben wir die Crew der „Josh“ wieder getroffen, die 2 Tage vor uns angekommen ist. Glücklicher Weise hatten sie noch ein Auto gemietet, so dass Andrea direkt am Abend noch in einen Supermarkt gebracht wurde. So gab es abends dann einen leckeren Rotwein. Die Insel Flores ist klein und nett, aber leider konnten wir nur 2 Tage bleiben, da der Wind auf Ost drehen soll, wir aber  genau in diese Richtung weiter wollen. So haben wir leider nicht viel gesehen, einen Tag ausruhen, einen Tag putzen und kramen und dann ging es schon weiter zur Insel Fajal in den Hafen von Horta. Natürlich hatten wir wieder 20 bis 25 kn Wind von der Seite, dafür haben wir die 134 Seemeilen aber auch in einem guten Tempo geschafft.
Horta ist der Segeltreffpunkt im Atlantik schlechthin. Schon am Anmeldesteg und an der Tankstelle lagen die Boote im Dreierpäckchen. Der Hafen selber hat außer sehr vielen Fingerstegen auch eine ca. 450 m lange Kaimauer. Alles ist voll und an der Mauer liegen die Boote teilweise im Viererpäckchen. Wir hatten Glück, uns wurde ein Fingersteg zugewiesen. Nach vielen, vielen Tagen endlich eine warme Dusche (Flores hatte nur kalte). Bei der Ankunft waren wir abends in dem Segelertreff „Peter Cafe Sport“ essen. Die Fischsuppe für 1,75€ , die gegrillten Sardinen mit Pommes für 6,40 €, das große Bier für 2€, nach den Preisen in der Karibik ist das hier ein Schlaraffenland. Hier werden wir jetzt wohl mal eine Woche bleiben, genaueres wird sich dann noch zeigen.

Atlantiküberquerung II

Montag, 27.05.2013, 12.00 Uhr UTC

Wir sind nun 6 Tage auf See und endlich haben wir uns eingewöhnt. Die Rückreise ist schon etwas anderes als der Hinweg, sowohl mental als auch physisch. Dauernd beschäftigen wir uns damit, was wohl passiert. Segelt man zu weit nördlich besteht die Gefahr, in ein Tief zu geraten mit mehr als 40 Knoten Wind. Segelt man zu weit südlich, hat man dauernd Flaute. Unser Ziel ist es, genau dazwischen zu bleiben, aber man weiss nie, ob das so klappt. Zum Glück bekommen wir regelmäßig Wetterberichte auf das Satellitentelefon geschickt. Das hilft! An dieser Stelle ein dickes „Danke“ dafür. Aber der Reihe nach:
Nachdem wir endlich das Ausklarieren hinter uns gebracht und uns bei Bermuda Radio die Erlaubnis zum Verlassen des Hafens geholt haben, ging es am 21.05.2013 los Richtung Azoren. Gemeinsam mit der deutschen Segelyacht „Josh“ ging es Richtung Nord. Kein Wind, also Motor an, 5 Knoten Fahrt bei schönstem Sonnenschein. Dafür hatten wir auf den Bermudas durch 3 weitere Kanister extra unsere Dieseltanks erweitert. Abends und morgens haben wir regelmäßig gefunkt, es war schön am Anfang nicht alleine zu sein. Nach 2 Tagen kam dann endlich Wind auf (48 Stunden motoren macht Kopfschmerzen), also Motor aus, Segel hoch und Kurs 75° Richtung Azoren. Die erste Nacht unter Segeln war angenehm mit 15 Knoten Wind. Am dritten Tag frischte es auf 20 kn, manchmal bis 25 kn auf. In der Nacht fuhren wir gerefft mit 4 kn über Grund, so dass am nächsten Tag die „Josh“ nicht mehr im Funkbereich war. Sie waren südlicher mit Kurs 85° und schneller. Die letzten 3 Tage blieb der Wind auch so. 15 bis 25 kn Wind aus südsüdöstlicher Richtung bei unserem Kurs von ca 75° über Grund (abhängig davon was unsere Windsteueranlage „Moni“ gerade für richtig empfand) war das ein Hoch-am-Wind-Kurs mit entsprechender Krängung und Welle schräg von Vorne. Das führte zu bunten blauen Felcken, wenn man sich nicht richtig festhielt, die Kaffeekanne fiel vom Herd, die warme Küche war ein wenig eingeschränkt. Segeln auf Backbordbug, die Toilette auf Steuerbord, es ist ein akrobatisches Erlebnis. Dauernd schlugen Wellen mit einem Knall an die Bordwand oder Gischt spritzte auf und übergoss das Cockpit. Wenn man nicht unter der Sprayhood war, hatte man schnell mal eine Salzwasserdusche. Nachts wurde es klamm und kalt, T-Shirt-Segeln war vorbei. Jogginghose, dünnes Fleece, Segelhose, dickes Fleece, Segeljacke, Socken und SCHUHE. So etwas hatten wir schon ewig nicht mehr an. Was machen wir bloß, wenn wir erst den englischen Kanal erreichen?
Segeln macht Spaß?
3 Tage viel Wind hat aber auch den Vorteil der Gewöhnung.  Allmählich segelten wir immer schneller. Tagsüber war das meist kein Problem, aber die Geräusche und Bewegungen in der Nacht auszuhalten, war etwas anderes. Aber es funktionierte. Letzte Nacht sind wir teilweise mit 6-7 kn durch die See gefahren, so dass wir nach 24 Stunden insgesamt einen Durchschnitt von 5 kn, also ein Etmal von 120 Seemeilen erreicht haben.
Ja, Segeln macht Spaß, man muss nur genügend Zeit haben, seine Sorgen und Ängste zu überwinden.

Freitag, 31.095.2013, 12.00 Uhr UTC

Am nächsten Tag haben wir mit einem Etmal von 130 Seemeilen unser Ergebnis vom Vortag noch einmal verbessert. 250 Seemeilen an 2 Tagen, Flores wir kommen!
Leider hat dann der Wind auf Nordost gedreht, unsere Kursrichtung. 15 bis 20 Knoten, teilweise 25 kn direkt gegenan. Statt mit 80° sind wir 2 Tage mit 120° wieder weiter nach Süden gesegelt. Anfangs war das kein großer Umweg, aber bei knapp 166 Seemeilen gesegelte Strecke, haben wir uns „nur“ 139 Seemeilen unserem Ziel genähert. Also ein Umweg von 27 Seemeilen. In Anbetracht der Wetterlage kein schlechtes Ergebnis. So konnten wir wenigstens mit 5 Knoten segeln. Unser Ziel war immer, einen Mittelweg zwischen Geschwindigkeit und Kursrichtung zu finden. Zu hoch am Wind  bringt niedrige Geschwindigkeit und Unbequemlichkeit beim Feststampfen in der Welle, fällt man jedoch zu weit ab, verlängert sich die Strecke erheblich. Kreuzen fiel auch aus, da eine Wende uns in Richtung 350° gebracht hätte, zwar nördlicher, aber weg von unserem Ziel. Der Himmel war bedeckt, ab und zu wurde das Schiff durch Regen vom Salzwasser befreit, die Stimmung war gut. An 3 Morgen hintereinander begrüßten uns Delfine in der Morgendämmerung. Gestern haben wir dann irgendwo zwischen 37° Nord und 46° West unseren Hochzeitstag gefeiert. Die in „Location“ war super und das Essen prima. Heute hat uns dann die Flaute erwischt, so dass wir jetzt durch eine motorfahrt unsere Batteriebänke auffrischen und gleichzeitig wieder Strecke nach Nord gutmachen können. Morgen soll der Wind auf Südwest drehen. Wollen wir mal hoffen, dass der Wind den Wetterbericht kennt.

Sonntag, 02.06.2013, 12.00 Uhr UTC

Tatsächlich drehte der Wind und wir konnten unser Ziel Flores anliegen. Der Himmel sah den ganzen Tag nach Regen aus und es war ziemlich kalt. Aber es regnete nicht. Morgens und nachmittags kamen wieder Delfine und kurz vor der Abenddämmerung tauchte ca. 40 Meter neben uns ein Wal auf. Wir hatten schon öfter Wale am Horizont blasen sehen und immer gehofft, die kommen nicht zu nahe. Aber gestern Abend war es dann so weit. Es ist schon imposant, wenn neben einem ein Tier auftaucht, welches genauso groß ist wie unsere „Lady“. Zum Glück hatte er schnell sein Interesse an uns verloren und schwamm vor uns davon. Die gesamte Reise hatten wir immer ein ungutes Gefühl im Hinblick auf die Begegnung mit Walen. Aber es war doch sehr beeindruckend. Augenblicklich schaukeln wir wieder mal mit 3,5 bis 4 kn vor dem Wind unserem Ziel entgegen. Bei der augenblicklichen Wetterlage lernt man Geduld. In den letzten 2 Tagen hatten wir nur noch Etmale von 80-90 Seemeilen.

Donnerstag, 06.06.2013, 13.00 Uhr UTC

Augenblicklich durchlaufen wir die Lektion „Geduld für Fortgeschrittene“. Gestern war nicht einmal ein Lufthauch zu spüren. Also mußten die Segel geborgen werden und waren über 36 Stunden auch nicht zu gebrauchen. Da wir uns am Rand des Golfstromes aufhalten, kommt es immer mal wieder zu Gegenströmungen, was dazu führte, dass wir 6 Seemeilen zurück getrieben wurden. In der Abenddämmerung haben wir neidvoll ein Segelboot beobachtet, welches uns am Horizont mit Motorkraft überholt hat. Wir haben zwar auch noch Diesel, aber leider nur für maximal 150 bis 200 Seemeilen, unser Ziel ist aber noch 330 Seemeilen entfernt. Heute morgen dann ein leichter Luftzug von Achtern. Die Fock raus, ausgebaumt und mit 1 kn Fahrt über Grund versuchen wir die verloren gegangenen Meilen wieder aufzuholen. 2 Tage an der gleichen Position! Bei unserem letzten Kreuz in der Karte (immer um 12.00 Uhr UTC) brauchten wir nur ein neues Datum dazu schreiben. Die Flaute geht ganz schön an unsere Nerven, eigentlich wollten wir morgen ankommen, doch plötzlich dieses Windloch. Azorenhoch! Aber es regnet nicht.

Samstag, 08.06.2013, 12.00 Uhr UTC
Gefangen im Azorenhoch! 5 Tage Flaute, unsere Etmale waren: 59, 66, 18, 65, 43, wobei die zwei 60er Etmale nur mit Hilfe unseres Motors zustande kamen, da wir einmal 5 Stunden wegen Strom und einmal die ganze Nacht durch unter Motor gelaufen sind, damit wir mal das Gefühl bekamen, vorwärts zu kommen. Flaute muss man aushalten können. Wir haben lange dafür gebraucht. Die letzte Nacht konnten wir mit 2 Knoten (in Worten: zwei) segeln. Man freut sich auch über Kleinigkeiten. Seit heute Morgen frischt der Wind auf und so wie es aussieht wird er in den nächsten 2 Tagen noch weiter auffrischen. Augenblicklich segeln wir mit 4,5 Knoten und wenn wir Glück haben, sind wir in 2,5 Tagen endlich da.

Montag, 10.06.2013, 09.00 Uhr UTC
Noch 35 Seemeilen bis zum Wegepunkt. Heute kommen wir an, wird auch Zeit. Die letzte Nacht war angenehm, nur 10-15 kn Wind, Augenblicklich 15-20 kn. Gestern war es dafür ganz schön heftig, 25 kn Wind, in Böen auch mal 30 kn und durchschnittlich 3-4 Meter hohe Wellen. Es gab auch welche, die waren deutlich höher. Es ist schwer, die genaue Höhe abzuschätzen, aber wenn man im Cockpit steht und in einem Wellental war, reichte der Kamm der nächsten Welle deutlich über unseren Kopf. 6-7 kn Fahrt waren keine Seltenheit, die Welle runter auch mal 10 kn. Als ob der Wind sagen wollte, „die Zeit der Flaute holen wir wieder ein“, aber so eilig hatten wir es eigentlich gar nicht. Augenblicklich beeilen wir uns allerdings in den Hafen zu  kommen, da der Wind die Welle gegen Abend wieder zunehmen soll. In ca. 7-8 Stunden sind wir fest vor Anker. Dann werden wir mal wieder mehrere Stunden am Stück schlafen! Heute ist der 20. Tag auf See und wir merken, dass wir ganz schön geschafft sind, gerade bei so starkem Wind. Groß reffen, Fock raus oder rein, alles strengt ganz schön an.

Ein kleines Fazit:
Auf dieser Fahrt haben wir fast alles gehabt, nur zum Glück keinen Sturm: Erst Motorboot fahren, dann Segeln hoch-am-Wind, Flaute, jetzt Wind bis 30 kn mit entsprechender Welle, Sonne und Regen, 3 Schildkröten, jede Menge Delfine, ein Wal direkt neben dem Boot, verschiedene Quallen und wahrscheinlich einen Hai, da sind wir nicht ganz sicher. In der Flaute die Sorge nicht weiter zu kommen, bei starkem Wind die Sorge, dass es noch mehr wird und immer auch die Sorge, dass etwas kaputt geht. Im Vergleich zu dieser Strecke war die Atlantiküberquerung im Passat die reinste  Erholung, obwohl wir dort auch immer viel Wind hatten. Defekte: Wir Reparaturgeplagten hatten Glück. Der Schäkel vom ersten Reff hat sich gelöst und die Reffleine fiel runter. Aber sowohl Schäkel als auch Bolzen lagen ordentlich auf dem Vorschiff. Im Salon hat sich die Pertroleumlampe aus der Aufhängung gelöst und ist auf den Tisch gefallen. Hier lagen aber unsere Sachen für die Nachtschicht, also nichts passiert, da auch kein Öl in der Lampe war. Sonst nichts!!!


Montag, 10.06.2013, 16.45 Uhr UTC
Wir sind fest, froh und auch ein bischen stolz, es geschafft zu haben.


Mit diesem Blog möchten wir euch an unserer Reise teilhaben lassen und euch die Möglichkeit geben, unsere Abenteuer zu verfolgen.