Dienstag, 22. Januar 2013

Union Island

Die erste Woche ist rum, die wir benutzt haben um uns der karibischen Lebensweise anzupassen. Das Wetter hat uns die ersten Tage ganz schön zu schaffen gemacht, auch fühlten wir uns  mental total leer nund hatten überhaupt keine Ziele außer uns zu erholen. Aber jetzt haben wir den Ort hier gut vermessen und morgen geht es dann weiter. Eigentlich wollten wir heute schon weiter, aber unser Wetter scheint uns zu verfolgen: Heute  Nacht waren wieder über 30 kn Wind. Die nächste Woche besteht aus Buchtenhopping. Wir sind hier in dem Marine Park der Tobago Cays und wir haben uns vorgenommen, eine Bucht nach der anderen zu entdecken. Gerne würden wir ja ein wenig Neid verbreiten und Fotos mit Sandstränden und Palmen veröffentlichen, aber leider läßt das System im Augenblick das Hochladen von Bildern nicht zu. Da wir ausschließlich in Hotels und Bars Zugriff auf das Internet haben, haben wir nicht die Ruhe, auszuprobieren, woran es liegt. Auf Fotos müssen wir daher leider bis auf Weiteres verzichten. Stellt euch einfach weissen Sand  mit schönen Palmen vor, das Wasser ist von dunkel blau bis türkisfarben gemischt. Wenn ihr so ein Bild vor Augen habt, dann ist es hier wahrscheinlich nochmal viel schöner. Der einzige Nachteil besteht darin, dass nicht nur wir das hier unheimlich schön finden, sondern auch noch ganz, ganz, ganz viele andere. Es ist fürchterlich voll hier.

Die Einkaufsmöglichkeiten sind nicht ganz so der Hit. Im Supermarkt steht ein Produkt 10 mal nebeneinander, daher benötigen die hier ziemlich lange Regale und nennen sich dann Grand Supermarkt. Leider ist die Auswahl aber nicht "grand". Auf dem Markt bekommt man gánz gut Obst und Gemüse und bei den Boatsboys kann man gut frischen Fisch kaufen. Unser erster Lobster ist schon gegessen und die letzten 2 tage hatte wir Thunfisch. Mal schauen, was der Fisherman heute in seinem Boot für uns mitbringt.

Hier nun kommen die Fotos nach:











Hier sagt man:
bye, bye, enjoy the day!
Andrea & Andreas

Donnerstag, 17. Januar 2013

Überfahrt

Unsere Atlantiküberquerung haben wir in Form eines Tagebuches täglich mitgeschrieben, um euch ein wenig an unseren Gedanken und Erlebnissen teilhaben zu lassen:


Freitag, 21.12.2013, N 28° 04,5' W017°19,9' (Positionsangaben sind immer mittags 12.00 Uhr UTC)

Um 13.00 Uhr haben wir in La Gomera zu unserer großen Tour abgelegt. Die Anspannung war schon ziemlich groß. Die erste Stunde hatten wir wieder den Leeeffekt mit 15-20 kn Wind. Dieser Einstieg war für Andrea noch nie ideal. Aber nach 2 Stunden hat sich der Wind auf 10 kn beruhigt, allerdings kam die Welle von der Seite, so dass wir schon etwas länger brauchten, um uns an die Schaukelei zu gewöhnen. Der Anfang der Nacht war sehr mühsam. Durch das Schlagen der Segel und die Wellen war der Geräuschpegel sehr hoch und das Schlafen hat dadurch nicht besonders gut funktioniert. Zum Morgen wurde es besser und wir segelten mit 5 kn über das Meer.


Samstag, 22.12.2012, N 26° 41,4' W018°43,1'

Die Canarischen Inseln sind jetzt nicht mehr zu sehen. Um 08.00 Uhr haben wir die beiden neuen Solarpanele auf Backbord gebunden. Mal sehen, wie ergiebig das ist. Die Platten haben gut gearbeitet, aber insgesamt fehlten am Ende des Tages noch 10 Ah. Den Tag über waren wir noch nicht fit, da wir durch Anspannung und Unruhe nicht genug geschlafen haben. Um 14.00 Uhr wurde mit total wenig Wasser geduscht, aber danach fühlten wir uns dann besser. Zum Abendessen gab es Nudeln mit allerlei frischem Gemüse. Die Zubereitung ist zwar schwierig, aber das Kochen klappt. An unserer Windsteueranlage „Moni“ und den Segeln haben wir den Tag über nichts verstellen brauche, 4 kn im Durchschnitt. Abends wurde es dann wieder weniger Wind, so dass durch das Schlagen der Segel das Einschlafen wieder schwierig war. Dafür war der Sternenhimmel beeindruckend.

Sonntag, 23.12.2012, N25° 13,8' W019°24,2'

Am Morgen hat der Wind aufgefrischt und wir segeln mit 5-6 kn, so dass noch ein Etmal von 107 sm möglich wurde. Die Sonne scheint, zum Frühstück „Eiertag“, es ist schließlich Sonntag. Die große Solarplatte haben wir besser gegen die Sonne ausgerichtet, gut dass wir einen Kissenfender haben, augenblicklich laden die Batterien mit 8 Ampere pro Stunde. Auch hat Andrea Reffbändsel geschnitten, die jetzt angebracht werden. Um 09.10 Uhr erreichte uns der erste Wetterbericht auf dem Satellitentelefon. Alles ist schön. Mittags gab es einen großen Obstsalat. Das Obst macht uns etwas Sorgen. Die Mandarinen werden schlecht, die Bananen reifen sehr schnell, aber der Einkauf ist ja auch schon eine Woche her.. . Der Nachmittag bestand aus Gammeln und Lesen. Um 23.00 Uhr ist der Wind dann total eingeschlafen. Das Meer sah aus, als ob Öl darauf schwimmt. Die starke Dünung hat uns kräftig geschaukelt. Durch den Lärm der schlagenden Segel war an Schlafen wieder mal nicht mehr zu denken. Folge: Aufstehen, Segel bergen, Motor an, weiter schlafen.





Montag, 24.12.2012, N23° 51,3' W020° 25,3'


Die Nacht haben wir durchmotort, da wir wußten, dass am nächsten Tag wieder Wind kommen wird. So lag das Boot gut in der Dünung und das gleichmäßige Brummen des Motors hat uns beide gut schlafen lassen. Da nichts zu tun war, hat Andreas auch in der Nachtwache von 24.00 bis 04.00 Uhr morgens immer mal 20 Minuten geschlafen. Andrea in ihrer Nachtwache übrigens auch. Am Morgen waren wir dann fit und nach dem Frühstück und dem Spül war genug Wind zum Segeln. Kurs 237 ° mit 5,5 kn. Andrea schläft, Andreas liest und die Sonne scheint. Zum Abendessen gab es Goulasch mit Pfifferlingen und Nudeln, aber die Bescherung mußte ausfallen und die Geschenke wurden wieder weggepackt.

 

Der Wind frischte fürchterlich auf, in Böen zwischen 25 und 30 kn. Zweites Reff und halbe Fock, aber wir sausten immer noch mit einer wahnsinns Geschwindigkeit die Wellenberge hinunter. In der Spitze haben wir 11,5 kn beobachtet. Angesagt waren 4 Meter hohe Wellen, aber auf uns machte es schon den Eindruck, als wenn wir von unserem Balkon runter auf den Rasen gucken (also ca. 5-6 m). Aber es ist immer sehr schwer einzuschätzen. An Schlaf war wieder nicht zu denken, da wir das beide bisher so noch nicht erlebt haben. Am Morgen gingen dann aber erst Andrea und später Andreas für jeweils 2 Stunden schlafen. Wir hatten einen guten Kurs gefunden, so dass Moni keinerlei Unterstützung brauchte.

Dienstag, 25.12.2012, N 22°48,2' W022°38'

Es ist kurz nach 12.00 Uhr. 142 Seemeilen an einem Tag mit 2. Reff im Groß und Fock gesegelt. Neuer Rekord, aber braucht man das? Der Wind ist auf 15 kn zurück gegangen, wir haben die Fock weiter verkleinert, jetzt können wir ganz komfortabel segeln. Sogar richtiges Frühstück gab es. Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir nicht den Kurs Richtung Süd-West, sondern mehr West ausrichten müssen, um unabsichtliches Halsen durch Moni zu vermeiden.

Auch kam heute wieder der Wetterbericht von Karin und Michael, aber der Inhalt war nicht berauschend: Wetterbesserung erst ab Freitag, augenblicklich Bft 5 mit 4 Meter Welle ( das stimmt ) und Donnerstag zum Abgewöhnen noch einmal Bft 6. Da sag mal einer, wir segeln auf der Barfußroute. Heute Nacht saßen wir in vollem Ölzeug im Cockpit um uns vor dem Spritzwasser der an die Bordwand schlagenden Wellen zu schützen. Augenblicklich scheint die Sonne und wir lüften unsere „Ausgehklamotten“ für den nächsten Abend. Die haben wir dann auch wieder gebraucht.


Mittwoch, 26.12.2012, N 22°47' W024° 29,2'


Im Moment ist alles schön. Moni steuert einen guten Kurs, die Sonne scheint, wir haben um die 15 kn Wind, in Böen halt mehr, und ca. 4 m Welle. Das Boot gleitet schön durch die See, Andrea schläft noch. Diese Ruhe haben wir uns aber auch erkämpft. Heute Nacht waren wir beide auf, da die Böen so stark waren, dass selbst die Selbststeueranlage alleine da nicht mit klar kam. Bei der Neujustierung kam es zur Klapphalse, die Dank der Baumbremse auch bei mehr als 25 kn Wind sich anfühlte wie eine gewollt und perfekt durchgeführte Halse. Gut dass wir das Geld für die Bremse investiert haben. Wir haben beigedreht, durch die Halse stand die Fock eh' schon back, und haben die Situation besprochen. Als Ergebnis wurde das 3. Reff eingebunden und dann Moni wieder auf Kurs eingestellt (was machen wir bloß erst bei Sturm ??). Die Böen waren aber bei gleichzeitiger Winddrehung so stark, dass wir immer mehr nördlich fuhren. Am Morgen haben wir dann wegen des immer noch sehr starken Windes eine Q-Wende gefahren, so konnten wir stabil Kurs Südwest fahren. Das brachte uns näher an die Karibik und gleichzeitig tiefer in die Passatzone, Also optimal. Solche Manöver machen wir zur Zeit nachts noch nicht gerne, weil man so wenig sieht, aber das ändert sich mit zunehmender Sicherheit bestimmt auch noch. So haben wir nämlich ca. 30 Seemeilen verschenkt. Während des Tages stand dann Körperpflege auf dem Stundenplan. Duschen bei 15-20 kn Wind mit 4 m Welle, das ist ein Erlebnis. Immer wieder schön, wenn der Wasserstrahl den Körper traf. Ansonsten war Gammeln angesagt. Zum Abendessen gab es Heringshappen mit Pellkartoffeln und Gurkensalat, zum Nachtisch einen Brandy. Pünktlich zum Abend frischte es dann auf und wir hatten wieder 25 kn Wind und eine super Welle. Eine davon hat ihr Wasser auch im Cockpit verstreut, so dass alles nass war.

Sonntag, 30.12.2012, N 18° 08,8' W030° 55'
Vor zwei Tagen (28.12.2012) kam dann der Regattasegler in Andreas durch, er hat dauernd versucht, das Boot direkt vor den Wind zu stellen, aber was folgte war eine Halse nach der anderen. Der Frust wurde immer größer. Dann haben wir das Vorsegel ausgebaumt, mußten aber am Ende feststellen, dass das Ausbaumen auf Backbord günstiger gewesen wäre. Das hat die Laune von Andreas auch nicht wirklich gebessert. In der Nacht mußte er dann noch aufs Vorschiff, weil das Spifall sich gelöst hatte. Nach dem Ausbaumen hatte er es nicht richtig befestigt. Zu guter Letzt ist auch noch das Seil von Moni aus der Führung gesprungen und es hat 20 Minuten gedauert, bis alles wieder gut lief. Andreas war so übermüdet, dass er beim Einstellen dauernd Steuerbord und Backbord verwechselt hat. Danach hat Andrea die Schicht übernommen und ihn erst einmal richtig schlafen lassen. Gestern (29.12.2012) haben wir dann relaxt. Wir haben im Cockpit gelegen, gedöst, geschlafen und gelesen. Wir sind halt keine Regattacrew, sondern nur 2 Personen auf einer Fahrtenyacht. Unser Ziel ist jetzt „nur“ mit ca. 5 kn im Durchschnitt zu segeln. In der Nacht zum 30.12.2012 haben wir unsere ersten 1000 Seemeilen voll gemacht. Also so schlecht segeln wir dann ja wohl doch nicht. 1752 Seemeilen noch bis Barbados! Die Nacht hatten wir 15 kn Wind, in Böen 20 kn. Der ganze Tag (30.12.2012) war sehr entspannend. Morgens hat Andrea den ersten fliegenden Fisch entsorgt, ansonsten ist nichts erwähnenswertes passiert.




 

Montag, 31.12.2012, N 16° 56,5 ' W032°30,9 '

Der Morgen beginnt so trübe wie der gestrige. Allerdings sieht es so aus, als ob wir nur noch 4 Bft haben. Dafür gab es lecker Rührei zum Frühstück. Danach haben wir das Vorsegel ausgebaumt. Jetzt können wir den Kurs nach Barbados direkt anliegen. Insgesamt wurde es ein ruhiger Tag. Erstmals haben wir uns entschieden, die Fock durch die Nacht ausgebaumt zu lassen. Prompt hat der Wind gedreht und wir sind wieder Richtung Nord gesegelt. In der Nacht mußten wir deshalb das Segel verkleinern, zum Morgen hin ging es dann aber schon wieder besser. Um 24.00 Uhr MEZ haben wir unseren Nachbarn angerufen und ihm zum Geburtstag gratuliert. Schließlich haben wir die letzten Jahre immer um diese Zeit bei ihm gesessen. Wir glauben, dass uns die Überraschung geglückt ist.

Dienstag, 01.01.2013, N 16° 55,2' W034° 25,2'

Bilge kontrolliert, gespült und Müll in den Ankerkasten gebracht, mehr war nicht zu tun. Insgesamt ein sehr langweilige Tag, auch die Sonne hat nicht geschienen, so dass wir uns entschlossen haben, den Motor für 1,5 Stunden mitlaufen zu lassen, um die Geräte aufzuladen. So wie der Tag, war auch die Nacht: Nichts erwähnenswertes!


Mittwoch, 02.01.2013, N 16° 47,1' W036°21,8 '

Den ganzen Tag waren wir damit beschäftigt, Groß und Fock gleichzeitig als Schmetterling auszubaumen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Anfangs hatte es auch gut geklappt, aber dann drehte der Wind (teilweise bis Nord) und wurde sehr böig. Zu guter Letzt haben wir frustriert wieder nur die Fock ausgebaumt und das Großsegel weggepackt. Diese Besegelung ist die bequemste. Nach der Zeitumstellung (UTC -2) ist Andreas um 19.00 Uhr schlafen gegangen. Er war fix und fertig.

Donnerstag, 03.01.2013, N 16°37,6' W038° 07,5'

Heute Nacht hat uns der Regen dann doch erwischt. Erst war Windstille, so dass wir die Fock reingeholt haben. Da wir eh noch Strom brauchten (wegen der Bewölkung arbeiteten die Solarplatten nicht genug) haben wir den Motor gestartet. 30 Minuten später setzte böiger Wind aus Nord mit bis zu 30 kn ein. Dazu fiel heftiger Regen. Morgens war dann wunderschönes Wetter und wir segeln unter ausgebaumter Fock mit ca. 5 kn unseren Kurs. Gerade haben wir die 1500 Seemeilen-Grenze passiert, das entspricht 115 Seemeilen pro Tag, also fast 5 kn im Durchschnitt. Insgesamt ein schöner Tag, wir hatten nicht viel zu tun. Spülen (das hört sich selbstverständlich an, ist aber eine große Aufgabe. Man muss sich das so vorstellen: Man steht auf einer Schiffschaukel, die ab und zu auch unkontrollierte Seitwärtsbewegungen macht, klemmt sich irgendwie ein, Andrea spült ein Teil, gibt es an Andreas weiter und wenn es trocken ist, wird es in die Leekoje geschmissen, damit nichts durchs Boot fällt. Heute Nacht hat Andreas dann im Schlafsack noch ein Glas gefunden), Rick checken, fliegenden Fisch entfernen, Brot backen und Essen kochen. In der Nacht wurde es wieder böig und regnerisch, aber nur in der Nachtwache von Andrea.

Freitag, 04.01.2013, N 16° 36,9' W040° 03,2'

Leider geraten wir mit ausgebaumter Fock immer etwas zu weit nördlich, insbesondere bei böigem Wetter. Mit ausgebaumter Fock kann man aber nicht jederzeit halsen, denn das ist mit viel Arbeit verbunden. Deshalb werden wir wohl noch 2 Tage so weiter segeln, vielleicht dreht der Wind ja noch ein wenig nach Nord, so dass wir abfallen können. In 2 Tagen halsen wir dann und gehen etwas südlicher. So segeln wir zwar einen Umweg von ca. 20 Seemeilen, aber auf die Gesamtstrecke bezogen ist das doch nichts. Wir haben ja auch keinen wichtigen Termin in der Karibik. Dafür segeln wir auf diese Weise recht bequem. Lebensqualität hat für uns Vorrang vor Geschwindigkeit. Ansonsten ist es ein schöner Tag, wir haben geduscht und das Wetter genossen. Bft 4 und Sonne.


Samstag, 05.01.2013, N 16° 21,3' W042° 05,1'

Das hat sich leider in der Nacht geändert. Es gab Regenschauer in starken Böen. Der Wind hat aufgefrischt und bis ca. 09.00 Uhr angehalten. In der Spitze hatten wir Böen von 30 kn auf der Anzeige, die eigene Fahrt vor dem Wind ist noch nicht mit gerechnet. Dafür haben wir 121 Seemeilen an einem Tag geschafft mit nur ganz kleiner Fock. Regelmäßig mit der Dämmerung ziehen graue, teilweise auch schwarze Wolken auf und bringen richtig viel Wind, manchmal auch wie heute Nacht, Regen. Das ganze wird dann durch hohe Wellen begleitet, die man nachts aber nicht sieht, sondern nur hört. Spektakulär sind zwei unterschiedliche Arten: Entweder sie bricht direkt hinter oder neben dem Boot, das hört sich bedrohlich an, oder sie saugt das Boot an, schüttelt es durch und spuckt es dann wieder aus. Diese Art läßt das Boot dann auf 9-10 kn beschleunigen.


Sonntag, 06.01.2013, N 16° 07,4' W 044° 01,9'
In der Nacht mußten wir wieder Ölzeug tragen. Der Wind war böig und kalt. Die Wellen schickten vereinzelt Spritzwasser ins Cockpit und aus den dunklen Wolken gab es regelmäßig Süßwasser von oben. Aber der Tag scheint schön zu werden, jedenfalls hatten wir einen tollen Sonnenaufgang, Wind mit ca. 15 kn in Böen 20 kn und ca. 3 m Welle mit langer Dünung, das schaukelt schön. Bis Barbados sind es „nur“ noch 930 Seemeilen, aber wir wollen eventuell direkt weiter, hängt aber von unserer Verfassung ab. Zur Zeit wollen wir noch in die Grenadinen.


Montag, 07.01.2013, N 15°52,8' W046° 05,2'


Der gestrige Tag war zwar windig und wellig, aber auch sehr sonnig. Wir haben insgesamt 39 Ah produziert, wobei auch Proppi vor der Konkurrenz nicht zurückstecken wollte und gedreht hat, was das Zeug hält. Die Nacht war dann mal wieder sehr bescheiden, Böen bis 30 kn, hohe Welle und Regen. Aber wir sind dafür auch gut vorwärts gekommen. Trotzdem hat uns gestern Abend in einer Entfernung von ca. 10 sm auf der Steuerbordseite ein anderes Segelboot überholt. Sie hatten auch nur Vorsegel gesetzt, waren aber mindestens 1 kn schneller. Es gibt halt Segler, die halten mehr aus und trauen ihrem Rick auch mehr zu. Wir sind mit unserem Tempo zur Zeit recht zufrieden. Obwohl wir Moni heute den 4. Tag nicht angefaßt haben fahren wir einen konstanten Kurs Richtung Barbados mit 120 sm täglich.


Dienstag, 08.01.2013, N 15° 43,1' W048°01,4'

Es ist immer das Gleiche, tagsüber ganz schön mit ca. 20 kn Wind und nachts die Molly. Ebend ist hier ein Squall vorbei gekommen mit 32 kn auf der Anzeige, aber wir hatten auch noch 8 kn Fahrt auf der Logge. Das hat aber zum Glück nur 15 Minuten gedauert, dann war der „Spaß“ vorbei. Zur Zeit haben wir 12-18 kn Wind, mäßige Welle und der Aufgang der Sonne verspricht einen angenehmen Tag. Das wäre auch schön, denn allmählich geht uns die derbe Schaukelei ziemlich auf die Nerven. Man kann nichts tun, ohne sich immer fest zu halten. Vergißt man das auch nur ein einziges Mal, gibt es sofort blaue Flecken und Schmerzen. Darüber hinaus freuen wir uns darauf, einen Spaziergang zu machen. Die Bewegungsmöglichkeiten hier an Bord sind doch ziemlich eingeschränkt. Aber auch mal abends wieder gemütlich bei einer Flasche Rotwein den Abend zu genießen, oder 8 Stunden am Stück zu schlafen, sind Wünsche, die immer stärker werden. Aber das Ziel kommt ja auch näher.


Mittwoch, 09.01.2013, N 15° 23,5' W050° 03,7'

Heute haben wir wieder einen Wetterbericht bekommen: Bft 6 abnehmend auf Bft 5, bis Freitag konstant. Also wie immer. Dabei hatten wir immer die Vorstellung von der Passatroute: „Sonne, max. 15 kn, nachts im T-Shirt Sterne suchen!“. Aber egal, tagsüber ist es augenblicklich kaum bewölkt, wir machen viel Strom und nachts wird das Boot halt immer durch den Regen vom Salz gereinigt. Seit 5 Tagen haben wir Moni nicht mehr angefaßt, die einzige seglerische Tätigkeit ist morgens die Fock aus zu reffen, abends für die Nacht wieder etwas ein zu reffen. Das Großsegel ist eingepackt, die Fock ausgebaumt. Unsere Planung sieht vor, dass wir Barbados nördlich passieren, da im Süden ein Riff und Untiefen sind, wo bei starkem Schwell eine sehr unruhige See entstehen kann. Wir segeln dann direkt weiter nach Union Island. Denn eins ist sicher, wenn wir erst einmal angelegt haben, wird vorläufig keine Nachtfahrt mehr gemacht. Deshalb ist es besser, wir segeln direkt in die Inselgruppe der Grenadinen, denn von Barbados kommt man nur mit einer Nachtfahrt weg.


Freitag, 11.01.2013, N 14°17,2' W053° 42,1'

Gestern und heute hat sich dann endlich mal das Wetter eingestellt, von dem wir immer gelesen haben: Bft 4 und nur 2,5 m hohe Wellen, wir schaukeln dem Ziel mit ca. 4,5 kn entgegen. Ab und zu gibt es mal kleine Schauer, gestern war es sehr bewölkt, heute hoffen wir auf Sonne, denn wir brauchen Strom. Heute Nacht haben wir eine Tonne im Abstand von 3 Seemeilen passiert. Hier, mitten auf dem Atlantik gibt es die Tonne „West Atlantic“. Dabei handelt es sich um eine Wetterstation, die wohl nur so beleuchtet ist, dass man sie nur aus nächster Nähe sehen kann. Wir haben sie auf jeden Fall nicht gefunden, sind also auch nicht dagegen gefahren. Dafür wären wir vor einer Stunde fast gegen einen Kühlschrank gefahren, der im Abstand von ca. 7 m an uns vorbei trieb. Man soll es kaum glauben, hier ist nichts als Wasser und dann kommt plötzlich ein Kühlschrank aus dem Nichts. Und das auch noch so nah!


 
Ansonsten gibt es heute nicht viel zu tun und wir beschäftigen uns mit dem Beobachten der fliegenden Fische. Erstaunlich ist, dass sie wirklich Flügel haben und mehr als 30/40 Meter im ganzen Schwarm über die Wellen fliegen. Manche machen auch Bauchklatscher von Welle zu Welle. Das sieht dann mehr so aus, als wenn man einen flachen Stein über die Wasseroberfläche flitschen läßt. Ist schon ganz lustig.


 
Sonntag, 13.01.2013 N 13° 21' W057° 05,5'

Nichts Neues, gestern war wenig Wind (nur 100 sm an einem Tag, unser schlechtestes Ergebnis), bewölkt, also kein Strom, aber sehr gemütlich. Auch die Nacht war ruhig, kein Regen. Heute morgen hat unser Radarwarner sich gemeldet, erst hat Andreas in der Karte nachgesehen, ob da wieder eine Tonne in der Nähe ist, war aber nicht. Und tatsächlich, da taucht doch ein Frachtschiff auf. Und weil das noch nicht genug Abwechslung ist, kommen eine Stunde später auch noch ein paar Delfine. Aber denen ist unser Tempo auch zu langsam, da macht ihnen das Spielen keinen Spass und sie schwimmen weiter. Eigentlich hatten wir gehofft, am Dienstagmorgen in Union Island anzukommen, aber augenblicklich fahren wir nur 3 kn. Da müssen wir mal abwarten, aber der Wetterbericht verspricht auch nicht mehr Wind, nur mehr Welle. Vielleicht müssen wir doch noch eine Nacht mehr draußen bleiben, da wir auf keinen Fall nachts im Dunkeln unsere erste Riffdurchfahrt machen wollen.

Montag, 14.01.2013, N 13° 02' W058° 29'

Es ging noch schlechter. Gestern hatten wir dann nur 87 sm als Etmal. Das bedeutet, wir haben keine Chance, im Hellen auf Union Island anzukommen. Deswegen werden wir jetzt das Tempo etwas verlangsamen, damit wir dann am Mittwochmorgen bei Tagesanbruch unsere erste Ansteuerung in der Karibik machen können. Wir haben gestern zwar noch alles versucht, das Schiff zu beschleunigen, aber alle Versuche waren vergebens. Dementsprechend war die Laune von Andreas. Heute haben wir uns dann in unser Schicksal gefügt und zum Dank gab es mal stundenlang richtig Regen und Wind, also nicht gerade das typische Karibikwetter. Im Moment sind wir 23 Seemeilen vor Barbados, können die Insel jetzt in diesem Augenblick am Horizont aus dem Dunst auftauchen sehen. Ok, wir haben GPS, aber wie muss es früher den Leuten gegangen sein, die nur mit dem Sextanten navigiert haben, denn die Insel ist so kurz vorher immer noch sehr schlecht zu erkennen. Wir werden sie heute mit gehörigem Abstand in der Nacht passieren. Wir haben uns doch für die südliche Passage entschieden, da wir dadurch ein paar sm sparen können.


Dienstag, 15.01.2013, N 12° 48,3' W060° 10,8'

Das typische Passatwetter gibt es doch. Heute haben wir Nordost-Wind mit 10 bis 15 kn, der Himmel ist strahlend blau, vereinzelt sind weiße Wattebäusche an den Himmel gemalt und es sieht so aus, als wenn vor einer Stunde eine alte Lokomotive hier entlang gefahren wäre. Aber heute müssen wir leider nicht vorwärts kommen. 40 Seemeilen vor unserem Ziel haben dann um 15.00 Uhr beigedreht und einfach den Tag genossen, ausgiebig geduscht, lecker gegessen, geangelt und ganz viel nichts getan. So nah vor dem Ziel konnten wir einfach nicht weiter, da wir auf gar keinen Fall bei Dunkelheit in den Nahbereich der Karibikinseln geraten wollen . Um 23.00 Uhr ging es dann weiter.


Mittwoch, 16.01.2013, N 12° 35,8' W061° 24,8'

Wir sind da! Fest an einer Mooringboje um 14.45 Uhr UTC (10.45 Local Time). Die Ansteuerung war nicht schwer, aber für uns beide nach 25 Tagen total aufregend. In der Ferne sah man schon länger die ganze Inselkette, aber wir haben als erstes einen großen runden Felsbrocken passiert (54 Meter hoch) der einfach so mitten im Wasser stand. Direkt vor dem Hafen war noch ein Riff, aber alles war gut betonnt und es gab keinerlei Probleme. In der Hafeneinfahrt hat uns sofort ein Boatsboy begrüßt und uns an eine Mooring geleitet. Selbstverständlich hat er auch unsere Vorleine in Empfang genommen und fest gemacht. Zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, dass das Festmachen an der Mooring 16,-- East Caribian Dollar (EC-Dollar), also ca. 4,5 € kosten würde pro Nacht. Wir sind dann mit dem Dinghi in die Stadt gefahren und haben einklariert, danach auf dem Markt noch ein paar Früchte gekauft und sind dann wieder zurück zum Boot gefahren. Hier ist alles irgendwie anders, als wir es bisher kennen gelernt haben. Einfach toll und sehr karibisch. So wie man es sich vorgestellt hat. In Frankreich hat uns ein Segler von der Karibik erzählt, dass es hier zwei Arten von Menschen gibt: unheimlich freundliche und nette und diejenigen, die einfach nur dein Geld wollen. Beiden sind wir in den ersten Stunden begegnet. An Land waren alle Leute total nett, freundlich und hilfsbereit. Ein Beispiel: Der Typ der unsere Dinghileine angenommen hat hat uns später in der Stadt noch einmal getroffen und uns sofort seiner Schwester vorgestellt. Schließlich ist er ja mit einer Frau aus Deutschland verheiratet. Das Gegenbeispiel ist unser Boatsboy. Mittags wollte er erst noch kein Geld, aber kurz vor dem Dunkelwerden wollte er dann nicht mehr 16,--, sondern 60,-- EC-Dollar. Wir zahlen also hier an der Mooringboje umgerechnet 18,-- € am Tag, dabei kostet die Hafengebühr für einen Liegeplatz am Steg 18,-- US-Dollar. Der hat uns also voll abgezockt, aber wir waren schließlich froh, dass wir nach den vielen Tagen schnell einen sicheren Platz gefunden hatten.


Fazit:

Es waren 25 lange Tage, denn man kann so viel nicht auf einem schaukelnden Schiff machen, teilweise viel Lesen sogar schwer. Auch hatten wir überwiegend viel Wind, viel Welle und teilweise Regen. Darüber hinaus war es nachts die ersten 21 Tage sehr kühl, aber wir sind gesund und fit angekommen. Am Boot ist nur die Befestigung einer Umlenkrolle für die Selbststeueranlage durchgescheuert, hier im Hafen haben wir dann entdeckt, dass in eine Backskiste Feuchtigkeit durch überkommende Wellen eingedrungen ist. Die Selbststeueranlage hat super gearbeitet, denn wir haben nur die letzten Meter im Hafen von Hand gesteuert. Andrea hat trotz Welle immer gut für unser leibliches Wohl gesorgt und gekocht. Nachts hatten wir uns oft gewünscht, dass wir jemanden aus dem Vorschiff holen könnten, der für uns die Nachtwache übernimmt. Wenn man wie wir den Anspruch hat, dass immer jemand im Cockpit sitzt und aufpasst, ist es mit nur 2 Personen an Bord nach hinten heraus doch sehr anstrengend und langwierig, aber mit einer dritten Person an Bord, die man eventuell noch nicht mal gut kennt, ist es bestimmt auch nicht viel einfacher. Man hätte solche Personen aber auf Gran Canaria jederzeit anheuern können. Wir sind froh angekommen zu sein und genießen die nächsten 3 Monate das Inselhopping. Heute haben wir schon einmal angefangen, alles sauber zu machen, morgen wird noch der Bart vom Rumpf gekratzt, denn wir haben ganz viele, ganz lange Entenmuscheln dort hängen. Eine wichtige Information am Schluss für alle, die den deutschen Winter erleben: Augenblickliche Wassertemperatur 26°.


Statistik:

26 Tage, 1 Stunde, 45 Minuten, 2904,2 Seemeilen (wir müssen wohl 2 mal falsch abgebogen sein), davon 78,5 sm unter Motor. Wir haben also einiges für unsere Segelbilanz getan.


Noch ein paar Fotos:









Wörter/Sätze der Reise:

The File is on the way
Sch.....
Muss ich aufstehen?


Dont worry! :-)
Andrea & Andreas

La Gomera

Karin und Michael haben uns in Las Palmas einen sehr herzlichen Abschied bereitet. Wir bekamen dann sogar noch Geschenke für Weihnachten mit. Sehr emotional sind wir dann in See gestochen. Da wenig Wind angesagt war, haben wir uns für die Route nördlich um Gran Canaria entschieden. 4 Stunden mußten wir motoren, aber am Pt. Sardina erfasste uns der Sogeffekt und wir konnten die Nacht durch mit 5-6 Knoten segeln. Am Morgen mußten wir die letzten Stunden bis La Gomera dann aber wieder mit Motor fahren. In Valle Gran Rey lagen wir im Hafen an der Mauer, ohne Strom, ohne Wasser und ohne Duschen, aber für 20€ die Nacht. In den ersten 1,5 Stunden hatten wir ruck zuck Kontakt mit 5 verschiedenen Leuten. Hier wirkt alles voll in deutscher Hand von Urlaubern und sogenannten Aussteigern. Alle duzen sich und sind voll entspannt und haben einen entrückten Gesichtsausdruck. Was die wohl rauchen? Doro war total nett zu uns, die Medikamente und ein Paket (leider nur eins) vom SVB sind nun verstaut. Darüber hinaus hat sie uns einen kleinen Überblick über das Tal verschafft. Der Ort und die Gegend sind wunderschön. Da wir erstmals an einer Mauer mit 2 m Tidenhub lagen, sind wir nachts mehrmals raus. Nicht zuletzt wegen der Geräusche, aber alles war ok.

Bon dias
Andrea & Andreas
Mit diesem Blog möchten wir euch an unserer Reise teilhaben lassen und euch die Möglichkeit geben, unsere Abenteuer zu verfolgen.