Montag, 20. Mai 2013

Bermudas


Mittlerweile liegen wir eine Woche vor St. George vor Anker. Eigentlich wollten wir seit 2 Tagen unterwegs sein, aber der Wind kommt von Nord-Ost bzw. Ost. Das ist genau die Richtung, in die wir müssen. Also ist weiterhin Warten angesagt. Aber am Dienstag geht es dann wohl endlich los. Auf der anderen Seite war es auch schön, so lange hier zu sein. St. George ist ein kleines, beschauliches und sehr sauberes Städtchen mit vielen alten und interessanten Häusern. Es macht einfach Spaß, durch die Gässchen zu schlendern oder in der Kneipe eines Österreichers ein Bier zu trinken. Hier treffen sich Segler unterschiedlichster Nationen, die alle zu den Azoren wollen. Mittlerweile liegen hier nur noch ca. 20 Boote, da vor 5 Tagen die ARC Europe zu den Azoren gestartet ist, das zweite mal auf unserer Reise haben wir somit eine ARC verabschiedet. Diesmal handelte es sich aber nur um 16 Boote.








Mit Johannes und Peter von der Josh haben wir einen Ausflug nach Hamilton, der Hauptstadt, gemacht. Die Stadt ist groß, schön, aber auch laut. Wir sind froh, dass wir nicht hier vor Anker liegen.





Am anderen Ende der Insel gibt es darüber hinaus noch ein Dockyard. Die Geschäfte hier sind auf die Gäste großer Kreuzfahrer ausgerichtet.




Insgesamt kann man sagen, die Bermudas sind schön, aber das Leben hier ist auch sehr, sehr teuer.

Seit 3 Tagen beobachten wir nun regelmäßig den Wetterbericht und müssen dauernd unsere Abreise verschieben. Am Samstag sah es noch so aus, als wenn wir Dienstag gut fahren können, aber heute wirkt der versprochene Westwind wie eine große Flaute. Uns wird nichts anderes übrig bleiben als los zu fahren und mit den Winden uns häppchenweise nach Osten zu bewegen. Wir melden uns wieder, wenn wir auf den Azoren angekommen sind und Internet gefunden haben.

Have a good Day!
Andrea & Andreas

Dienstag, 14. Mai 2013

Bermudadreieck?


Wir segeln nicht mehr im Passat!

Anfang Mai hatten wir das Boot für unsere Atlantiküberquerung II gecheckt und mit Nahrung und Getränken für mehr als 30 Tage zugestopft. Aber leider ließ der Wetterbericht uns nicht fahren. Flaute!

Am 4. Mai sah es dann so aus, als könnten wir fahren. Vorhersage: Ein Tag schwacher Wind, dann Flaute für einen Tag und dann für mehrere Tage Ost 10-15 Knoten rechtdrehend auf Süd.

Da sind wir los, schließlich haben wir einen Motor und genügend Diesel gebunkert. Die ersten 4 Stunden konnten wir auch mit 3 Knoten segeln, danach war Flaute. Also nach Plan: Motor an und weiter. Allerdings wollte die Flaute nicht aufhören, aber unser Diesel wurde immer weniger. Wir hatten uns vorgenommen, nur maximal die Hälfte des Sprits zu verfahren, da man ja nie weiß, was noch passiert. Am 06. Mai haben wir dann den Motor aus gemacht und standen mitten auf dem Atlantik ohne auch nur einen Hauch von Wind. Die See war spiegelglatt.


Die Dünung schaukelte das Boot hin und her, so dass wir die Segel bergen mußten, der Tank war mittlerweile auf Reserve und die Temperatur unter der Sprayhood betrug 40°C.

Es wollte keine besondere Stimmung aufkommen und der Geburtstag von Andreas wurde nicht groß gefeiert. Die einzige tolle Überraschung war der Anruf seines Bruders auf dem Satelitentelefon genau in dem Moment, als wir den neuen Wetterbericht einholten. Nachmittags haben dann den ersten von drei 20l-Kanistern nachgetankt und sind langsam durch die Nacht motort, damit die Schaukelei besser zu ertragen ist. So haben wir wenigstens noch ein Etmal von 75 Seemeilen geschafft. Viel haben wir darüber gehört, dass man durch ein großes bekalmtes Gebiet fahren muss, aber 3 Tage am Stück direkt am Anfang und so krass, damit haben wir nicht gerechnet und uns wurde klar, dass das hier noch ziemlich lange dauern kann. Wir waren so angespannt, dass keiner von uns in der Nacht viel geschlafen hat. Für unsere eigene Vorgabe, „Flauten sitzen wir aus und warten einfach auf Wind, deshalb ist nicht soviel Reservediesel nötig“ müssen wir erst noch unsere Nerven trainieren. Deshalb haben wir den Entschluss gefaßt, das passiert uns auf dem Weg zu den Azoren nicht wieder. Auf den Bermudas versuchen wir Kanister für weitere 100 l Diesel zu kaufen, nicht weil wir glauben, damit jegliche Flaute zu durchfahren, aber so kann man wenigstens Nachts etwas ruhiger fahren und schlafen. In den ersten 3 Tagen haben uns übrigens 2 Segelboote mit richtig viel Speed überholt. Wie groß wohl deren Tank ist??

Am Dienstag kam zum Glück später noch Wind auf und wir segeln mit 3-4 Knoten Richtung Bermuda. Hoffentlich hält das so an.

Tatsächlich hat der Wind durchgestanden, am Mittwochabend frischte es sogar bis zu 20 kn auf. Deshalb wollten wir vorsorglich das erste Reff für die Nacht einbinden. Um das Reffen zu vereinfachen, starteten wir die Maschine, aber sobald wir einkuppelten ging sie wieder aus. Nach dem 3. Versuch hat Andreas die Welle kontrolliert, nichts drehte sich! Unser erster Gedanke war, dass sich das Wellenlager festgesetzt hat. Also erst einmal reffen und das Boot wieder auf Kurs bringen. Mittlerweile war es auch stockduster. Der Frust war groß, schon wieder etwas kaputt, 400 Seemeilen von den Bermudas entfernt. Wahrscheinlich muss dass Schiff raus aus dem Wasser, um repariert zu werden. Was ist, wenn wieder Flaute kommt, Wieviel Zeit wird es uns kosten, bis wir weiter können, was ist mit der Hurrikansaison?. Fragen über Fragen! Drei Alternativen hatten wir auf die Schnelle zur Hand: Zurückfahren und das Boot einlagern (teuer), direkt zu den Azoren segeln (ohne Motor kann das sehr langwierig werden). Die dritte Alternative erschien als die logischste, weiter zu den Bermudas, alles reparieren lassen (vielleicht ein bis zwei Wochen) und dann noch schnell weiter auf die Azoren. Zur Frustbekämpfung gab es erst einmal ein Bier und dann abwechselnd Schlaf. Am nächsten Morgen um 06.00 Uhr stellte Andrea dann fest, es ist wahrscheinlich nicht das Lager, sondern ein großes grünes Netz, was wir uns eingefangen haben und bis zu 3 Metern hinter unserem Boot hergeschleppt wurde.



Aufgrund des Seegangs (und der Angst vor Haien) kann man aber nicht ins Wasser und es einfach abschneiden. Wir fahren jetzt als Schleppnetzfischer in den Hafen der Bermudas und organisieren uns einen Taucher (nachts fahren wir aber weiter die Tricolour und nicht Grün über Weiss). Zum Glück haben wir uns das Netz beim Segeln gefangen und nicht während unserer Motorboottour, so dass hoffentlich nicht all zu viel Schaden passiert ist. Durch das Netz segeln wir jetzt langsamer, aber vor Montag morgen brauchen wir eh' nicht da sein, denn sonntags finden wie ja so wie so keine Hilfe. Man sagt allgemein, jeder Segler fängt sich einmal im Leben eine Leine in der Schraube. Wir glauben, dass kann gar nicht stimmen, schließlich räumen wir alles weg. Erst La Coruna, dann Madeira und jetzt auf dem Weg zu den Bermudas. Aber ansonsten ist das Segeln hier jetzt schön (nachdem der Frust überstanden und wir ausgeschlafen sind), 15-20 kn Wind ohne starke Böen von der Seite, wir kommen gut vorwärts, das letzte Etmal betrug 114 Seeimeilen.

Die nächsten Tage ging es auch so weiter. Wäre nicht unser Netzproblem, hätten wir eine richtig schöne Zeit gehabt. Aber so hatten wir immer Sorge, dass noch irgend etwas anderes kaputt gehen könnte. Zeitweise hatten wir das Gefühl, dass unsere Windsteueranlage doch sehr starke Geräusche von sich gibt, der Baum komisch knackt …... u.s.w. Im Nachhinein waren wir jetzt froh, dass wir doch so viel Sprit verfahren haben, denn zu gebrauchen war er jetzt eh' nicht mehr. Am Sonntag Mittag haben wir dann das Tempo stark verlangsamt, damit wir sicher am Montag im Hellen ankommen. Um 23.00 Uhr haben wir dann den ersten Funkkontakt mit den Bermudas hergestellt. Wir waren knapp 50 Seemeilen von der Insel entfernt und trotzdem konnten wir super gut funken. Wir haben darum gebeten, dass für uns für den nächsten Morgen eine Schlepperhilfe organisiert wird, damit wir in den Hafen fahren können. Zum Abschluss bekamen wir dann die Information, dass wir uns 20 sm vor der Insel noch einmal melden sollen. Mittlerweile war in der Funkstation des Seenot-Koordinationszentrums Bermuda Radio wohl Schichtwechsel, denn um 03.00 Uhr nachts wurde wir angefunkt und wurden gefragt, ob wir die Hilfe immer noch benötigen und ob wir in den Hafen St. George einlaufen wollen. Danach wurde eine komplette Checkliste an uns abgearbeitet. Fragen nach den allgemeinen Daten unseres Schiffes, aber man wollte auch die Registrierungsnummer der Epirb und die Nummer unsere Satelitentelfones haben. Zum Glück hatten wir den Tag über den Funk verfolgt, so dass wir auf dieses Gespräch gut vorbereitet waren. Um 06.00 Uhr kam ein weiterer Funkspruch. Man fragte unsere augenblickliche Position ab und teilte uns mit, dass wir uns noch lange gedulden müssen. Mittlerweile hatten wir 25 kn Wind und eine 3 m hohe Welle, aber auf Grund der gebotenen Langsamkeit nur 2 kn Fahrt im Schiff. So schaukelten wir Richtung Bermudas. Um 07.30 Uhr erhielten wir einen weiteren Funkspruch mit dem Hinweis auf Chanel 12 zu wechseln und dort mit unserem Schlepper zu sprechen. Plötzlich ging alles rasant schnell: Ein Pilotboot der Rescue war direkt vor uns, sagte Hallo und warf uns kurz danach die Schleppleine zu. Und dann ging die Post ab. Die Grundgeschwindigkeit belief sich wohl nur auf 6 kn, aber die Welle runter fühlten wir uns wie damals im Race von Alderney, 10,9 Kn auf der Logge über Grund.
 


Man brachte uns auf einen Ankerplatz direkt vor dem Customsoffice und wollten für all das überhaupt kein Geld von uns haben. Unser Schlepper hatte seinen Standort direkt vor dem Einklarierungsbüro, deshalb haben wir eine Palette karibisches Bier mitgenommen und uns für das Schleppen noch einmal bedankt. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet und waren hell erfreut. Als Andreas dann fragte, ob sie vielleicht eine Adresse von einem Taucher hätten, der das Netz wegschneiden kann, hat der Kapitän auf seinen Mitarbeiter gezeigt und gesagt: Er ist Taucher. Daraufhin haben wir vereinbart, dass er nachmittags vorbei kommt und sich um unser Netz kümmert. Das war schon einmal ein grandioser Einstieg an einem Ort, von dem wir überhaupt keine Vorstellung hatten. Beim Customs ging die Freundlichkeit dann weiter. Nachdem alle Formulare ausgefüllt und die 70,- US$ Taxe bezahlt waren ist der Officer mit uns vor die Türe gegangen und hat uns auf die wichtigsten Einrichtungen seiner Stadt hingewiesen. Obwohl schon andere im Büro standen, die sich auch anmelden wollten, ist er mit uns ins Nachbargebäude geschländert, um uns zu zeigen, wo wir kostenfrei ins Internet können. Auch wurde uns von ihm die Lage des Supermarktes, der verschiedenen Schiffshändler, der historischen Kirche und der Bank kurz beschrieben. Mittlerweile war es kurz vor 12.00 Uhr, deshalb hat er uns schnell noch ein Schauspiel ans Herz gelegt, wo Szenen aus dem 16. Jahrhundert nachgespielt werden, in denen Frauen die als Hexe, Hure oder Schwätzerin verschriehen wurden bestraft wurden indem sie 7 mal ins Wasser gedöppt werden.


Nach einem kurzen Rundgang durch diese kleine, aber sehr schöne Stadt sind wir zurück zum Boot gefahren. Hier gab es die nächste positive Überraschung. Unser Taucher war mit der Arbeit schon fertig. Er hat mal schnell seine Mittagspause genutzt und hat das Netz entfernt, obwohl wir gar nicht an Bord waren. Dafür hat er dann 80,-- Dollar verlangt mit dem Hinweis, dass die Bermudas doch sehr teuer sind. Wenn man bedenkt, dass wir damals in La Coruna 300,-- Euro hätten bezahlen sollen, ist die Geschichte für uns total gut ausgegangen.



Zu guter Letzt haben wir „Josh“ wieder getroffen, der uns spontan auch noch zu einem Mittagessen eingeladen hat. Während wir diese Zeilen hier schreiben, sitzen wir total relaxt im Cockpit und freuen uns auf ein paar wunderschöne Tage auf den Bermudas.

Good bye!

Andrea & Andreas

Zitat:

Es ging langsam voran, wir kamen trotzdem voran, ein Hurra auf die Reise, denn wir kamen glücklich an (Achim Reichel).




Freitag, 3. Mai 2013

BVIs

Seit dem letzten Eintrag ist nichts spannendes passiert. Täglich sind wir um 17.00 Uhr in die Hafenbar gefahren, um die neuesten Wetterberichte abzurufen. Na gut, einen Painkiller gab es dann wohl auch immer. Und jetzt sieht es endlich so aus, dass wir zu den Bermudas fahren können, ohne eine komplette Tankfüllung verbrauchen zu müssen. Wir sind ausklariert, das Boot ist mit Lebensmitteln voll, morgen früh wird noch getankt und alle Wasserkanister voll gemacht und dann geht es los. 845 Seemeilen mit Kurs 0 Grad warten auf uns mit unterschiedlichen Windbedingungen. Wir sind schon ganz gespannt, wie die Bermudas aussehen.

Take care, enjoy the day

Andrea & Andreas
Mit diesem Blog möchten wir euch an unserer Reise teilhaben lassen und euch die Möglichkeit geben, unsere Abenteuer zu verfolgen.