Letzten Sonntag sind wir morgens um
08.00 Uhr mit ablaufendem Wasser gestartet. Direkt hinter dem Hafen
haben wir das Großsegel und die Fock gesetzt und auf dem Tejo ging
es dann mit ca. 7 Knoten über Grund raus aufs offene Meer. Der Strom
hat uns geschoben. Abends wurde der Wind mal wieder heftiger, 15 –
20 Knoten und 2 Meter Welle, deshalb banden wir das erste Reff ins
Großsegel (blieb so bis Madeira) und haben die Fock verkleinert und
dicht geholt, damit sie bei den hohen Wellen nicht hin- und
herschlug. Von 21.00 Uhr bis ca. 05.00 Uhr morgens am nächsten Tag
war dann Bullenreiten angesagt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit
von 5,5 Knoten. Der Montag wurde dann wunderschön. Mit ausgebaumter
Fock sind wir Schmetterling über das klare blaue Wasser gesegelt.
Auch zeigte sich eine große Delfinschule, worüber wir uns immer
sehr freuen. Die Nach von Montag auf Dienstag war dann wieder so, wie
die erste, um 21.00 Uhr kam Wind auf und los ging es. Allerdings
bestand ein großer Unterschied: Wir waren eingeschaukelt. In der
ersten Nacht hatten wir vor Aufregung und Angespanntheit nicht
geschlafen, jetzt aber war immer nur einer Wach, der andere schlief.
Dienstagmorgen haben wir dann so um 11.00 Uhr gemeinsam gefrühstückt,
und das mit richtigem Kaffee. Die Zubereitung war allerdings nicht
ganz einfach bei der bewegten See.
Da wir aufgrund der Stromversorgung
immer 1,5 Stunden den Motor anmachen müssen, haben wir danach einen
Schlauch aus dem Bad ins Cockpit verlegt und das warme Wasser zum
Duschen genutzt.
Seit dem Start segelten wir mit der
Windsteueranlage, das ist sehr bequem. Allerdings muss man
Kursschwankungen von bis zu 20° in Kauf nehmen. Da bei unserem Kurs
der Wind eigentlich genau von Hinten kommt, segelten wir immer 10°
mehr nach Westen, damit der Baum schön auf Backbord blieb.
Abgesichert wurde er durch unsere neue Baumbremse, die einfach
gnadenlos sicher arbeitete. Tagsüber baumten wir die Fock nach
Steuerbord aus, nachts wurde sie verringert und dicht geholt, damit
sie unsere „Moni“ besser unterstützte. Das Großsegel war die
ganze Zeit im 1. Reff, so segelten wir ohne großes Risiko mit einem
großen Maß an Komfort zwar nicht den ganz optimalen Weg, aber den
bequemeren. Da am Dienstag Körperpflege angesagt war, hatten wir
auch die Nachtbesegelung beibehalten und trotzdem eine
Geschwindigkeit von 5 Knoten erreicht. Keiner von uns hat seit dem
Abend vorher irgend eine Leine angepackt. Unfassbar, dass das
funktioniert. Seit der Biskaya hat sich viel verändert.
Augenblicklich (Dienstag 16.00 Uhr), wo ich das schreibe, haben wir
15 bis 20 Knoten Wind und jagen mit 6,5 Knoten über Grund, Groß im
1. Reff, Fock halb raus, Welle ca. 2 Meter hoch und Andrea liegt
bequem im Cockpit und schläft.
Zum Abend kommt Wind auf, die Wellen
werden höher und der Himmel zieht sich mit dicken Wolken zu. Es hat
aber nicht geregnet. Das Boot fährt mit 5 Knoten in eine schwarze
Wand, nichts ist zu sehen, außer das Funkeln in unserer Bugwelle.
Ganz viele Funken sprühen aus dem Wasser. Ab Mitternacht klart der
Himmel auf und es ist wunderschönes Segeln unter einem tollen
Sternenhimmel. Die Abwechslung der Bedingungen und damit auch die
Veränderung der eigenen Befindlichkeit machen den Reiz des
Nachtsegelns aus. Mittwoch Mittag nach dem Frühstück haben wir den
urs auf 235° über Grund verändert, die Wellen sind nicht hoch (1,5
Meter), so dass man gut Raumschots segeln kann, ohne dass ein Segel
schlägt. Der direkte Kurs auf Porto Santo liegt an, die Sonne
schein, wir liegen im Cockpit, segeln ist schön. Ringsherum ist es
über 4000 Meter tief, aber an 2 Stellen hebt sich der Meeresboden
bis auf 100 bzw. 28 Meter unter Wasser, hier müssen riesige
Unterwasserberge sein. Wir haben sicherheitshalber einen Weg genau
zwischendurch gewählt, da wir nicht wissen, ob Strömung oder
brechende Wellen entstehen.
In der Nacht auf Donnerstag hatten wir
sehr ruhige See und wenig Wind. Am Donnerstag morgen haben wir dann
doch 20 Seemeilen vor Porto Santo den Motor gestartet, da wir weniger
als 2,5 Knoten Fahrt machten, die Segel aber bei der Dünung
fürchterlich schlugen. Kaum fertig, besuchte uns eine Delfinschule
mit über 50 Tieren und begleitet uns ca. 15 Minuten so, als ob sie
uns zum Hafen eskortieren wollte. Kurz darauf taucht die Insel aus
dem Dunst in der Ferne auf. Das waren schon sehr schöne, emotionale
Momente.
Position: 33°03,7’ N / 016°18,96’
W
501,9 Seemeilen in 4 Tagen und 5
Stunden
Wetter: super warm, Wassertemperatur
26°
Fazit: Die 4 Tage segeln haben uns
total gut gefallen. Wir kommen auf dem schwankenden Boot immer besser
zurecht. Wenn die Windsteueranlage gut eingestellt ist hatten wir
häufig 8-10 Stunden keine Segeländerungen. Im Gegensatz zu vielen
anderen haben wir für die Nacht keine feste Wacheinteilung, vielmehr
übernimmt derjenige die Wache, der gerade fit ist, wobei wir immer
versuchen, dass jeder von uns bei Dunkelheit möglichst 5 Stunden
Schlaf bekommt. Auch haben wir richtig gekocht und warm gegessen,
woran bei der Biskayaüberquerung überhaupt nicht zu denken war. Bei
der Ankunft waren wir fast ein wenig traurig, dass die Überfahrt zu
Ende war.
Bon Tarde!
Andrea & Andreas