Sonntag, 9. September 2012

Überfahrt nach Madeira / Porto Santo

Letzten Sonntag sind wir morgens um 08.00 Uhr mit ablaufendem Wasser gestartet. Direkt hinter dem Hafen haben wir das Großsegel und die Fock gesetzt und auf dem Tejo ging es dann mit ca. 7 Knoten über Grund raus aufs offene Meer. Der Strom hat uns geschoben. Abends wurde der Wind mal wieder heftiger, 15 – 20 Knoten und 2 Meter Welle, deshalb banden wir das erste Reff ins Großsegel (blieb so bis Madeira) und haben die Fock verkleinert und dicht geholt, damit sie bei den hohen Wellen nicht hin- und herschlug. Von 21.00 Uhr bis ca. 05.00 Uhr morgens am nächsten Tag war dann Bullenreiten angesagt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,5 Knoten. Der Montag wurde dann wunderschön. Mit ausgebaumter Fock sind wir Schmetterling über das klare blaue Wasser gesegelt. Auch zeigte sich eine große Delfinschule, worüber wir uns immer sehr freuen. Die Nach von Montag auf Dienstag war dann wieder so, wie die erste, um 21.00 Uhr kam Wind auf und los ging es. Allerdings bestand ein großer Unterschied: Wir waren eingeschaukelt. In der ersten Nacht hatten wir vor Aufregung und Angespanntheit nicht geschlafen, jetzt aber war immer nur einer Wach, der andere schlief. Dienstagmorgen haben wir dann so um 11.00 Uhr gemeinsam gefrühstückt, und das mit richtigem Kaffee. Die Zubereitung war allerdings nicht ganz einfach bei der bewegten See.

Da wir aufgrund der Stromversorgung immer 1,5 Stunden den Motor anmachen müssen, haben wir danach einen Schlauch aus dem Bad ins Cockpit verlegt und das warme Wasser zum Duschen genutzt.




Seit dem Start segelten wir mit der Windsteueranlage, das ist sehr bequem. Allerdings muss man Kursschwankungen von bis zu 20° in Kauf nehmen. Da bei unserem Kurs der Wind eigentlich genau von Hinten kommt, segelten wir immer 10° mehr nach Westen, damit der Baum schön auf Backbord blieb. Abgesichert wurde er durch unsere neue Baumbremse, die einfach gnadenlos sicher arbeitete. Tagsüber baumten wir die Fock nach Steuerbord aus, nachts wurde sie verringert und dicht geholt, damit sie unsere „Moni“ besser unterstützte. Das Großsegel war die ganze Zeit im 1. Reff, so segelten wir ohne großes Risiko mit einem großen Maß an Komfort zwar nicht den ganz optimalen Weg, aber den bequemeren. Da am Dienstag Körperpflege angesagt war, hatten wir auch die Nachtbesegelung beibehalten und trotzdem eine Geschwindigkeit von 5 Knoten erreicht. Keiner von uns hat seit dem Abend vorher irgend eine Leine angepackt. Unfassbar, dass das funktioniert. Seit der Biskaya hat sich viel verändert. Augenblicklich (Dienstag 16.00 Uhr), wo ich das schreibe, haben wir 15 bis 20 Knoten Wind und jagen mit 6,5 Knoten über Grund, Groß im 1. Reff, Fock halb raus, Welle ca. 2 Meter hoch und Andrea liegt bequem im Cockpit und schläft.


Zum Abend kommt Wind auf, die Wellen werden höher und der Himmel zieht sich mit dicken Wolken zu. Es hat aber nicht geregnet. Das Boot fährt mit 5 Knoten in eine schwarze Wand, nichts ist zu sehen, außer das Funkeln in unserer Bugwelle. Ganz viele Funken sprühen aus dem Wasser. Ab Mitternacht klart der Himmel auf und es ist wunderschönes Segeln unter einem tollen Sternenhimmel. Die Abwechslung der Bedingungen und damit auch die Veränderung der eigenen Befindlichkeit machen den Reiz des Nachtsegelns aus. Mittwoch Mittag nach dem Frühstück haben wir den urs auf 235° über Grund verändert, die Wellen sind nicht hoch (1,5 Meter), so dass man gut Raumschots segeln kann, ohne dass ein Segel schlägt. Der direkte Kurs auf Porto Santo liegt an, die Sonne schein, wir liegen im Cockpit, segeln ist schön. Ringsherum ist es über 4000 Meter tief, aber an 2 Stellen hebt sich der Meeresboden bis auf 100 bzw. 28 Meter unter Wasser, hier müssen riesige Unterwasserberge sein. Wir haben sicherheitshalber einen Weg genau zwischendurch gewählt, da wir nicht wissen, ob Strömung oder brechende Wellen entstehen.

In der Nacht auf Donnerstag hatten wir sehr ruhige See und wenig Wind. Am Donnerstag morgen haben wir dann doch 20 Seemeilen vor Porto Santo den Motor gestartet, da wir weniger als 2,5 Knoten Fahrt machten, die Segel aber bei der Dünung fürchterlich schlugen. Kaum fertig, besuchte uns eine Delfinschule mit über 50 Tieren und begleitet uns ca. 15 Minuten so, als ob sie uns zum Hafen eskortieren wollte. Kurz darauf taucht die Insel aus dem Dunst in der Ferne auf. Das waren schon sehr schöne, emotionale Momente.

 

Position: 33°03,7’ N / 016°18,96’ W

501,9 Seemeilen in 4 Tagen und 5 Stunden

Wetter: super warm, Wassertemperatur 26°


Fazit: Die 4 Tage segeln haben uns total gut gefallen. Wir kommen auf dem schwankenden Boot immer besser zurecht. Wenn die Windsteueranlage gut eingestellt ist hatten wir häufig 8-10 Stunden keine Segeländerungen. Im Gegensatz zu vielen anderen haben wir für die Nacht keine feste Wacheinteilung, vielmehr übernimmt derjenige die Wache, der gerade fit ist, wobei wir immer versuchen, dass jeder von uns bei Dunkelheit möglichst 5 Stunden Schlaf bekommt. Auch haben wir richtig gekocht und warm gegessen, woran bei der Biskayaüberquerung überhaupt nicht zu denken war. Bei der Ankunft waren wir fast ein wenig traurig, dass die Überfahrt zu Ende war.



 

Bon Tarde!

Andrea & Andreas




1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Andrea und Andreas.
Wir bewundern Euren tatsächlichen Start alle hier in Warns. Herzlichen Glückwunsch dazu. Und ein Klasse Blog, Ihr schreibt auch viel über alltägliche Probleme und Schwierigkeiten, es ist eben nicht alles immer nur toll. Aber das ist sehr anregend und spannend zu lesen. Ich freue mich auf mehr Reiseberichte und denke, Ihr werdet sehr viele Kommentare ernten. Alles Gute für die nächste Etappe.
Grüße von Tobias auf der Sol Y Son aus Warns. (Grüße auch von der Atlanta und Carsten)

Mit diesem Blog möchten wir euch an unserer Reise teilhaben lassen und euch die Möglichkeit geben, unsere Abenteuer zu verfolgen.